Bei Ihrem letzten Arztbesuch haben Sie die Information erhalten, dass Ihr Blutzucker zu hoch ist. In Ihre Patientenakte kommt der Eintrag: Diagnose Prädiabetes - Diabetes mellitus. Sie haben keine Schmerzen und fühlen sich nicht krank!

Ein Medikament erhalten Sie nicht. Sie werden gebeten die Ernährung umzustellen, sich mehr zu bewegen und ggf. das Körpergewicht zu reduzieren. In unserer Informationsgesellschaft wird vorausgesetzt, dass der Patient mit dieser Diagnose "Vorstadium des Diabetes" umgehen kann und weiß, was zu tun ist. Doch das ist oft nicht der Fall: Ratlosigkeit und Unsicherheit stellen sich ein, denn Sie haben keine Schmerzen und fühlen sich nicht krank!

Jeder Mensch hat Zucker im Blut! 

Der Blutzucker fließt in gelöster Form als Glukose in jeder Blutbahn unseres Körpers. Die Glukose ist für alle Körperzellen der Energielieferant Nummer Eins und somit Motor für alle lebenswichtigen Prozesse. Die Konzentration der Glukose wird in einem komplizierten Regelkreis gesteuert, bei der Leber, Darm und Bauchspeicheldrüse beteiligt sind. 

Ist der Regelkreis des Blutzuckerhaushalts in seiner Funktion auf Dauer beeinträchtigt, spricht der Mediziner von Diabetes. Anzeichen dafür sind zu hohe Blutzuckerwerte. Diabetes ist eine chronische Erkrankung.

Hauptakteur der Blutzuckerregelung ist das Hormon Insulin aus der Bauchspeicheldrüse, welches den Blutzucker im Körper zwischen 70 - 140 mg/dl bzw. 4 - 8 mmol /l hält.

Je nachdem, ob die Bauchspeicheldrüse fähig ist ausreichend eigenes Insulin zu produzieren, wird Diabetes in zwei Haupttypen unterteilt, Typ 1 und Typ 2. 

Menschen mit Typ-2-Diabetes haben immer eigenes Insulin zur Verfügung, jedoch nicht in der erforderlichen Menge bzw. ist es in seiner Wirkung gestört. Der Blutzuckeranstieg ist unterschiedlich, da die Insulinwirkung durch Bewegung und Ernährung, sowie Stresssituationen beeinflusst werden kann. Wird ein Diabetes Typ 2 früh erkannt und gegengesteuert, so mit gesünderem Lebensstil, bzw. in Kombination mit einem Diabetesmedikament, können die Symptome des erhöhten Blutzuckers abklingen. Wird die Erkrankung spät entdeckt, sind Diabetesmedikamente zumeist unumgänglich, welche auf verschiedene Weise blutzuckersenkend wirken, die Insulinwirkung verbessern, ggf. auch Insulininjektionen selbst. Dies ist der Fall, wenn zu wenig eigenes Insulin ausgeschüttet wird oder die Wirkung nicht verbessert werden kann. 

Laborwerte richtig werten - HbA1c
 

Der Arzt oder Diabetologe wird für eine Diagnose und im Weiteren für die Therapieüberwachung, den HbA1c Blutzuckerlangzeitwert per Blutabnahme aus der Vene bestimmen lassen (Labor), dessen Einheit mmol/l oder % ist. Dieser Wert zeigt an wie viel Glukose am roten Blutfarbstoff gebunden ist und wie hoch der durchschnittliche Blutzuckergehalt in den letzten 8 - 12 Wochen des Patienten war. 


HbA1c - Werte und Diabetesdiagnose *
 

kein Diabetes  
kleiner als 5,7 % bzw. kleiner als 39 mmol/l

weitere Abklärung erforderlich
zwischen 5,7% und 6,4 % bzw.
zwischen 39 mmol/l und 48 mmol/l

Diabetes
größer als 6,5 % bzw. größer als 48 mmol/l

Laborwerte richtig werten - BZ
 

Zur Selbstkontrolle kann auch der aktuelle Blutzuckerwert BZ als momentaner Wert aus einem Tropfen kapillaren Bluts der Fingerbeere mit Hilfe eines Blutzuckermessgeräts festgestellt werden. Der so ermittelte Blutzuckerwert wird in Milligramm pro Deziliter (mg/dl) bzw. in Millimol pro Liter (mmol/l) angezeigt, je nach eingestellter Einheit im Menü des Blutzuckermessgeräts. 


Blutzuckerspiegel und Mahlzeiten - Zielbereiche*
 

nüchtern oder vor einer Mahlzeit  
5,6 - 6,9 mmol/l bzw. 100 - 125 mg/dl

ein bis zwei Stunden nach einer Mahlzeit
7,8 - 11,0 mmol/l bzw. 140 - 199 mg/dl

Der momentane Blutzuckerwert wird beeinflusst von:

- Technik der Blutentnahme aus der Fingerbeere

- Toleranz des Blutzuckermessgeräts (ISO-Norm 15197:2013)

- Blutzucker beeinflussende Medikamente

- körperliche Anstrengung, Stress, Aufregung, Infekt, etc.

Nehmen Sie die halbjährliche HbA1c - Kontrolle beim Arzt in Anspruch. Eine dauerhafte Kostenübernahme eines Blutzuckermessgeräts und der dazugehörigen Teststreifen erfolgt durch die Krankenkasse nur bei einer Insulintherapie, sonst in vom Arzt begründeten Ausnahmefällen.

*Quelle: gekürzt, PatientenLeitlinie zur Nationalen VersorgungsLeitlinie „Therapie des Typ-2-Diabetes“, 1. Auflage, Version 1, Juni 2015
 

Mit der Diagnose eines zu hohen Blutzuckers sollten Sie von nun an regelmäßige Arzttermine einplanen. Zu Beginn wird Ihr Hausarzt oder Diabetologe mit Ihnen gemeinsam die Therapieziele festlegen: Langzeitblutzuckerwert (HbA1c), Körpergewicht, Blutfettwerte und Blutdruck (Normalwert unter 135/85 mmHg). Diese für die Kontrolle der Therapie wichtigen Laborwerte werden in Ihrem „Gesundheitspass Diabetes“ eingetragen.

Zur Erreichung der Therapieziele wird Ihnen Ihr Arzt die Basistherapie ans Herz legen. Deren Umsetzung erfordert von Ihnen einen festen Willen und Durchhaltevermögen. 

Der Weg zu guten Blutzuckerwerten ist die Basistherapie:

  • Diabetes-Basisschulung  (DMP)
  • vermehrte körperliche Aktivität
  • ausgewogene Ernährung mit frischen Zutaten
  • Reduzierung des Übergewichts
  • Rauchverzicht
  • Einschränkung des Alkoholkonsums

Viele Patienten kommen mit der Basistherapie ganz ohne Medikamente aus. Erst wenn der Patient das vereinbarte HbA1c - Ziel innerhalb der nächsten drei bis sechs Monate nicht erreicht, wird die Therapie vom Arzt angepasst, ggf. blutzuckersenkende Mittel empfohlen. 

Ihr Arzt empfiehlt das DMP für Diabetes

Das DMP – Disease Management Programm* der Krankenkassen sind strukturierte Behandlungsangebote, die chronisch erkrankte Menschen aktiv in die Therapie einbinden und deren Versorgung über Schulungen und fachärztliche Untersuchungen absichern.

Im DMP für Diabetes erhalten die Patienten jedes zweite Quartal einen Arzttermin zur Überprüfung der Therapie, mindestens einmal jährlich eine Untersuchung der Augen, Füße und der Nierenfunktion und nehmen an Diabetes-Schulungen teil. Ebenso gibt es einen Anspruch auf eine Bluthochdruckschulung. Im Gegenzug verpflichtet sich der Patient, alle Punkte der Therapie dauerhaft bestmöglich umzusetzen. Ein DMP ist grundsätzlich freiwillig.

* DMP – Disease Management Programm = Programm zur Handhabe einer Krankheit (engl.)

Jeder Mensch mit Diabetes hat ein Recht auf Schulung!

Die Diabetes-Schulung ist das Fundament der Basistherapie und befähigt den Patienten, den Diabetes selbstbestimmt „in die Hand“ zu nehmen. Diabetesassistenten und Diabetesberater schulen in Praxen oder in Kliniken. Zur Teilnahme benötigen Sie lediglich eine Überweisung durch Ihren Arzt.

In der Diabetes-Schulung wird vor allem Wissen über die Erkrankung vermittelt und welche Möglichkeiten der Patient hat, seinen Blutzucker zu beeinflussen. Dazu erhalten die Patienten eine Ernährungsberatung und lernen ergänzend, teils mit praktischen Übungen, wie durch Anpassung der Mahlzeiten, durch Bewegung und ggf. mit Medikamenten der Blutzucker reguliert werden kann. Sie werden auch befähigt, Situationen eines zu hohen bzw. zu niedrigen Blutzuckers zu erkennen, selbstständig zu handeln oder Hilfe einzuholen. Es wird auch auf Folgeerkrankungen bei Diabetes hingewiesen.

Patientenveranstaltung zum Weltdiabetestag 2015 in Düsseldorf, Aktive Mitglieder vom Landesverband NRW stellen sich den Fragen der Besucher, Foto DDH-M

Patientenveranstaltung zum Weltdiabetestag 2015 in Düsseldorf, aktive Mitglieder vom Landesverband NRW stellen sich den Fragen der Besucher, Foto Jonas Härter
 

Diabetes-Selbsthilfe nutzen

Wer sich dazu bekennt, dass sein Blutzucker nicht in Ordnung ist, erntet meist vorwurfsvolle Blicke. Die Akzeptanz der Erkrankung Diabetes ist in unserer Gesellschaft noch nicht angekommen und die Unwissenheit groß. So ist die Selbsthilfe, ob in Selbsthilfegruppen oder in Vereinen, ein Ort, wo Gleichbetroffene verständnisvoll einander zuhören, Erfahrungen austauschen und mit ihrer Erkrankung ganz offen umgehen. Wenn man bedenkt, dass die ärztliche Behandlung mit Diabetesschulung nur ca. 2 % der Therapiezeit einnehmen, ist das Selbstmanagement der Patienten maßgeblich am Erfolg der Therapie beteiligt. 

Diese Tipps der Selbsthilfe sind erprobt:

  • Schock der Diagnose überwinden und aktiv werden
  • Wissen aneignen und Ängste ablegen
  • Verbündete suchen, auch in der Familie
  • Diabetes-Erfahrung anderer nutzen
  • Selbstbewusst die Erkrankung in die Hand nehmen

Selbsthilfe für sich selbst und Selbsthilfe gemeinsam finden!

Diese Informationsbroschüre ist nicht nur für Menschen mit Diabetes gedacht. Geben Sie die Broschüre gern an Ihre Angehörigen, Freunde und Arbeitskollegen weiter. Diabetes kann jeden treffen.

Informationsflyer Mein Zucker ist zu hoch

Beitrag vom 24.09.2019; letzte Aktualisierung am 24.09.2019