Eine Unterzuckerung bei Diabetes tritt als Folge von blutzuckersenkenden Medikamenten in Kombination mit wenig Kohlenhydratzufuhr auf. Starker Unterzucker ist für die Betroffenen sehr gefährlich und kann zu gesundheitlichen Folgeschäden oder gar zum Tod führen.

Die Unterzuckerung (Hypoglykämie, Hypo) ist die mit Abstand am häufigsten auftretende akute Komplikation bei Diabetes mellitus. 

Ein langjähriger Diabetes, Nieren­funktions­störungen und ein hohes Alter können das Risiko für einen Unterzucker erhöhen. Ursachen sind auch ungewohnte sportliche Aktivitäten, Diät, Falsch­berechnung der Kohlenhydrate, ungewohnte Höhenlage, Wechsel- und Nebenwirkung von Medikamenten, die die Blut­zucker­konzentration unkontrolliert absenken können.

In den meisten Fällen ist jedoch eine Fehldosierung von Diabetes-Medikamenten oder von Insulin die Ursache. 

  • Ab einem Blutzucker­wert unter 70 mg/dl oder 3,9 mmol/l kann eine lebens­bedrohliche Situation entstehen.
  • Unter einem Blutzucker­wert von 50 mg/dl oder 2,8 mmol/l liegt eine Hypoglykämie vor.
  • Sinkt der Blutzucker rasch ab, heißt es schnell handeln.

Unterzuckerung erkennen

Durch häufige Unterzuckerungen oder auch bei einem langjährigen Diabetes werden die Warnsignale einer bevor­stehenden oder bestehenden Hypoglykämie aktiv nicht bemerkt (Sensibilisierungs­störung). Diese Empfindung kann durch Schulungen bzw. Seminare wieder antrainiert werden, die "Hyposen­sibilitäts­schulung" heißen. 

Zusätzliche Helfer sind Systeme zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM) mit Alarmfunktion für Blutzuckerwerte außerhalb des Normbereiches.

Mit Beginn eines Unterzuckers versucht der Körper sofort dagegen anzusteuern. Das verursacht verschiedene Symptome, die von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein können.

Symptome einer beginnenden Unterzuckerung können sich folgendermaßen äußern:

  • Unruhe
  • Heißhunger
  • Herzklopfen
  • Kaltschweißigkeit, Hautblässe
  • Zittern
  • geweitete Pupillen

Symptome einer fortschreitenden Unterzuckerung können sich folgendermaßen äußern:

  • Kopfschmerzen
  • Sprach- und Sehstörungen
  • Schwindelgefühl
  • starkes Herzklopfen
  • taubes Gefühl oder Kribbeln an Mund, Beinen oder Händen
  • Verwirrtheit
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Müdigkeit

Symptome schwerer fortschreitender Unterzuckerung können sich folgendermaßen äußern:

  • aggressives Verhalten
  • Konzentrationsstörungen bis Desorientiertheit
  • Sprachstörungen
  • Missempfindungen
  • Krampfanfälle oder Koordinationsprobleme
  • Bewusstlosigkeit

Die betroffene Person hat eine schwere Unterzuckerung und ist auf fremde Hilfe angewiesen.

Unterzuckerung behandeln

Beträgt der Blutzuckerwert weniger als 70 mg/dl oder 3,9 mmol/L müssen sofort schnell wirkende und ein langsam wirkendes Kohlenhydrat zu sich genommen werden.

schnell wirkende Kohlenhydrate

  • zuckerhaltige Softdrinks (Cola), Säfte,
  • Gummibärchen
  • Traubenzucker als Gel oder Plättchen

langsam wirkende Kohlenhydrate

  • Kekse, Müsli-Riegel, Brot usw.

Der Blutzucker sollte nun in Abständen von ca. 10-15 Minuten gemessen werden. Eventuell muss nochmals mit einem schnellen Kohlen­hydrat gegengesteuert werden, bis ein beständiger Blutzuckerwert im Normbereich gemessen wird

Schwere Unterzuckerung mit Bewusstseinsverlust

  • Nichts einflößen
  • Sofort den Notruf (112) verständigen
  • Verabreichen einer Glukagonspritze*
  • Stabile Seitenlagerung
Notarztwagen

Familienangehörige, Freunde oder Kollegen sollten im Notfall helfen können. Vor allem bei schweren Unter­zuckerungen mit Bewusst­seins­verlust ist eine schnelle Hilfe lebensrettend.

Eine *Glukagon-Spritze in das Unterhaut­fettgewebe oder in den Muskel geben, ist nicht kompliziert. In den Abbildungen des Hinweistextes ist die richtige Anwendung einer Glukagon-Spritze anschaulich dargestellt.

Glukagon ist ein Enzym der Bauchspeicheldrüse, welches die in der Leber als Glykogen gespeicherte Glukose löst, die sofort in den Blutkreislauf gelangt. Die Wirkung setzt innerhalb von etwa zehn Minuten ein. 

Ist das Bewusstsein wiedererlangt, muss mit zwei bis drei BE/KE schnellen Kohlenhydraten einer erneuten Unter­zuckerung vorgebeugt werden. 

Unterzuckerungen, hervorgerufen durch Tabletten aus der Gruppe der Sulfonylharnstoffe, können noch einige Tage anhalten.

Jede gravierende Unterzuckerung sollte in einem Blutzucker­tagebuch notiert werden. Die Blutzucker­werte, die Symptome und die ergriffenen Gegenmaß­nahmen können beim nächsten Arztbesuch mit dem Diabetologen besprochen werden. Notfalls wird eine Therapie­anpassung vorgenommen, um Situationen der Unter­zuckerung vorzubeugen.

Unterzuckerung durch Alkohol

Alkohol verhindert die Ausschüttung von Glukose. Damit erhöht sich die Gefahr einer Hypoglykämie, wenn der Betroffene nicht genügend Kohlenhydrate zu sich nimmt oder die Insulindosis nicht entsprechend verringert hat. Daher ist es ratsam für insulinpflichtige Menschen, beim Trinken von Alkohol den Blutzucker öfter zu kontrollieren. Diabetes und Alkohol können gerade Menschen mit Diabetes Typ 1 in gefährliche Situationen bringen. Noch nach Stunden des Alkoholkonsums kann es zu lebensgefährlichen Unterzuckerungen kommen.

Unterzuckerungen vorbeugen

Die richtige medikamentöse Einstellung des Diabetes mit einer regelmäßigen Überprüfung durch den Arzt beugt Unterzuckerungen vor. Bei einem geregelten Tagesrhythmus mit geregelten Mahlzeiten ist die Einstellung eines ausgeglichenen Stoff­wechsels gut machbar. Kontinuierliche Messungen des Blutzuckerwertes zeigen die Tendenz eines steigenden oder fallenden Blutzuckes an. So ist rechtzeitiges und voraus­schauendes Handeln im täglichen Diabetes­management möglich.

 

Beitrag vom 01.10.2019; letzte Aktualisierung am 01.10.2019

Quellen (letzter Abruf Oktober 2019):  
https://www.diabetes-ratgeber.net/Unterzucker/Was-tun-bei-einer-Unterzuckerung-54138_4.html
https://www.diabetesinformationsdienst-muenchen.de/therapie/im-notfall/index.html