„Altersdiabetes“ wie auch „Zuckerkrankheit“ sind stark veraltete Bezeichnungen für Diabetes Typ 2. Bei den derzeit über 7 Mio. an Diabetes erkrankten Menschen in Deutschland sind ca. die Hälfte älter als 65 Jahre. Viele dieser Patienten haben es mit Begleit- und Folgeerkrankungen des Diabetes zu tun, andere dagegen sind bis auf wenige Einschränkungen beschwerdefrei. Die Diabetes-Behandlung bei Typ 2 wird demnach dem Alter, der Fitness und vorliegenden Begleiterkrankungen entsprechend angepasst.
Entscheidend ist der Fitnesszustand
Um Folgeerkrankungen aufgrund eines Diabetes zu vermeiden, erfolgt die Anpassung der Richtwerte für die Blutzuckereinstellung der Senioren nicht nach dem Alter, sondern nach dem Fitnesszustand der Betroffenen.
Es werden vier Gruppen unterschieden:
Gruppe 1: Funktionell unabhängige Senioren. Sie sind fit, brauchen keine Hilfe und können eine intensive Diabetesbehandlung bekommen.
- Langzeitblutzuckerwert (HbA1c) 6,5% bis 7,5%
- Blutzuckerwert vor dem Essen 5,6 bis 6,9 mmol/l bzw. 100 bis 125 mg/dl
Gruppe 2: Funktionell leicht abhängige Senioren. Sie sind weitgehend fit, benötigen aber gelegentlich Unterstützung.
- Langzeitblutzuckerwert (HbA1c) unter 8%
- Blutzuckerwert vor dem Essen 5,6 bis 8,3 mmol/l bzw. 100 bis 150 mg/dl
Gruppe 3: Funktionell stark abhängige Senioren. Sie sind oft pflegebedürftig und/oder geistig senil.
- Langzeitblutzuckerwert (HbA1c) unter 8%
- Blutzuckerwert vor dem Essen 6,2 bis 10,1 mmol/l bzw. 110 bis 180 mg/dl
Gruppe 4: Senioren, die kurz vor dem Lebensende stehen. Hier sollten Arzt und Patient gemeinsam die Behandlungsziele festlegen. Oberste Priorität ist die Minimierung von Beschwerden.
Diabetesbehandlung dokumentieren
Mit steigendem Alter nimmt die Zahl der verordneten Medikamente zu – nicht nur gegen Diabetes. So besteht die Gefahr, dass Neben- und Wechselwirkungen der Medikamente auftreten können. Ab drei verschiedenen Medikamenten wird vom Arzt ein Medikamentenplan erstellt.
Bei den vierteljährlichen Untersuchungen beim Diabetologen oder Hausarzt werden die erhobenen Gesundheitsdaten im "Gesundheitspass Diabetes" eingetragen.
Blutzuckerwerte schwanken im Alter
Schwankende Blutzuckerwerte treten bei älteren Menschen häufiger auf. Eine ständige Therapieänderung ist jedoch aufgrund des Alters der Patienten nicht angezeigt. Erhöhte Blutzuckerwerte machen sich bei den Senioren mit Schlaf- und Konzentrationsstörungen, sowie vermehrtem Durst und häufigem Harndrang bemerkbar.
Unterzuckerungen dagegen bergen das Risiko für Unfälle und Stürze. Der oft langjährige Diabetes kann das Nachlassen der Gehirnleistung bewirken, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Erkrankungen des feinen Nervensystems in den Gliedmaßen verursachen. Insulinpflichtige ältere Patienten sollten deshalb immer schnell wirksame Kohlenhydrate (BEs) bei sich tragen (Traubenzucker, Kindersaft). Schnelle BEs gehören mit einem Glas Wasser auch auf den Nachttisch.
Weitere Hinweise für die Behandlung von Diabetes Typ 2 im Alter:
- Je nach Fitnesszustand kann ein Pflegedienst sinnvoll sein.
- Diabetische Folgeerkrankungen sollten regelmäßig kontrolliert werden (Zahnerkrankung, Diabetischer Fuß, Auge).
- Eine Diabetes-Therapie muss nicht geändert werden, wenn der Patient auch im hohen Alter gut zurechtkommt (Insulintherapie mit Pen oder Insulinpumpe).
- Der teilweise oder komplette Umstieg auf Insulin kann eine Option sein, wenn dadurch das Risiko von Wechsel- und Nebenwirkungen von Medikamenten verringert werden kann.
- Ein moderater Sport unter Anleitung geschulter Trainer ist selbst im hohen Alter sinnvoll. Bewährt hat sich seniorengeeigneter Kraftsport an Geräten und Training des Gleichgewichts.
Beitrag vom 01.10.2019; letzte Aktualisierung am 01.10.2019
Quellen (letzter Abruf Oktober 2019):
Dr. Sabine Haass: „Wie man Diabetes im Alter behandelt“, Diabetes Ratgeber, Ausgabe Oktober 2016
Thomas Kresser: „Typ-2-Diabetes im Alter“, Techniker Krankenkasse, 2018
„Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Alter“, Leitfaden der DDG