Menschen mit Diabetes Typ-1, als auch mit Typ-2, profitieren vom Sport. Allerdings gelten jeweils unterschiedliche Prinzipien. Zwar ist bei Typ-1-Patienten die regelmäßige Bewegung weniger therapieentscheidend, jedoch kann sich diese positiv auf das körperliche und seelische Wohlbefinden auswirken. Ebenso kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten gesenkt werden. Prinzipiell kann jede Sportart betrieben werden.
Vorteile regelmäßiger körperlicher Aktivität:
- Senkt Blutdruck und Cholesterinspiegel
- Mindert das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte
- Stärkt das Immunsystem und verringert die Anfälligkeit für Infektionen
- Erleichtert das Einschlafen und vertieft den Schlaf
- Wirkt positiv auf die Knochendichte und beugt Osteoporose vor
- Steigert das persönliche Wohlbefinden
- Bildet die Grundlage für einen aktiven Lebensstil im Alter
Typ-1-Sportler müssen den Blutzuckerwert bei Trainingsstart beachten
Glukose ist für die Muskelzellen der Energieträger. Damit ausreichend Glukose für die Trainingseinheit zur Verfügung steht, darf der Blutzuckerwert nicht zu niedrig sein, sonst droht eine Unterzuckerung. Auch aus diesem Grund sind sichtbar getragene Diabetes-Armbänder grundsätzlich empfehlenswert.
Der Einstiegs-Blutzuckerwert richtet sich nach der Intensität der sportlichen Bewegung und danach, wie der Blutzuckerregelkreis darauf reagiert. Sportler mit Typ-1-Diabetes müssen sich mit ihrem Diabetes intensiv auseinandersetzen. Ein solides Wissen um die Zusammenhänge zwischen Sport und Blutzuckerkreislauf und eigene Erfahrungen ermöglichen es Menschen mit Typ-1, fast jeden Sport ausüben zu können.
Wertvoll sind Erfahrungen anderer Sportler und Literatur zum Thema (Ulrike Thurm: Diabetes- und Sportfibel: Mit Diabetes weiter laufen).
Die erste Messung sollte vor der sportlichen Aktivität erfolgen. Ein Blutzuckerwert unter 17 mmol/l (250 mg/dl) ist zu empfehlen. Auch während der Aktivität (alle 30 bis 60 min) sollte der BZ-Wert kontrolliert werden. Als Neuling mit Typ-1 ist es ratsam, bei den ersten Trainingseinheiten die Blutzuckerwerte zu notieren und mit dem Arzt zu besprechen.
Sind die Werte zu niedrig, müssen Kohlenhydrate vor dem Sport zu sich genommen werden. Hier empfiehlt sich eine Mischung aus schnell wirkenden (z.B. Traubenzucker) und langsam wirkenden (z.B. Vollkornbrot) Kohlenhydraten. Generell sollten diese BEs genauso wie Glukagon-Spritzen zum Sport mitgenommen werden.
Unterzuckerung auch nach dem Sport - Muskelauffülleffekt
Viele Stunden oder am Tag nach einer intensiven körperlichen Anstrengung kann es zu Unterzuckerungen kommen. Nach dem Sport versucht der Körper die geleerten Muskelspeicher wieder mit Glukose aufzufüllen und holt sich den Zucker aus dem Blut. Diese so genannten „Muskelauffülleffekte“ entstehen auch bei geringer Trainingsintensität. Nach der sportlichen Aktivität sollte regelmäßig gemessen und entsprechend weniger Insulin gespritzt werden. Daher ist es sinnvoll, zwischen Sport und Schlafengehen genug Zeit einzuplanen.
Auch erhöhte Zuckerwerte durch Sport sind möglich
Der Blutzuckerspiegel kann bei Sport auch steigen.
Manche Typ-1-Sportler schütten wie etwa beim Joggen Stresshormone (Adrenalin & Cortisol) aus. Das bewirkt, das vermehrt Zucker aus der Leber im Blut bereitgestellt wird.
Liegt ein Insulinmangel vor, gelangt ungenügend Glukose in die Zellen, der Blutzuckerspiegel steigt. Der Körper beginnt Fettgewebe für die Energiegewinnung abzubauen. Die dabei ausgesetzten Ketonkörper können zu einer Übersäuerung des Blutes führen und sogar diabetisches Koma verursachen.
Stress und Nervosität bei Sportevents oder Wettkämpfen führen oft zu einer erhöhten Adrenalinausschüttung und damit zu erhöhten Blutzuckerwerten.
Weist der Blutzuckerspiegel stark erhöhte Werte auf (über 250 mg/dl, bzw. 13,9 mmol/l), sollte zunächst der Sport unterbrochen werden, bis ein Wert im Normbereich erreicht wird.
Allerdings muss vor Wettkämpfen gut überlegt werden, ob hohe Blutzuckerwerte mit Insulin gesenkt werden sollten. Denn erhöhte Werte müssen nicht zwangsläufig auf einen Insulinmangel hinweisen und können aufgrund der Aufregung gestiegen sein. Hier verschafft häufiges Messen und Beobachten Klarheit.
Sportarten für Menschen mit Typ-1-Diabetes
Jede Sportart ist möglich. Bei Extremsportarten wie Fallschirmspringen, Bergsteigen und Extrem-Klettern, Drachenfliegen, Tauchen und ein Ironman-Triathlon ist vom Betroffenen eine große persönliche Erfahrung im Umgang mit den eigenen Blutzuckerwerten nötig.
Generell ist eine Mischung aus Kraft- und Ausdauersport ratsam. Dabei sind mehrere kurze Termine besser als wenige lange. Kürzere Strecken können mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Treppensteigen und Wege zufuß zurücklegen, sind kleine Sporteinheiten, die aber positiv auf den Blutzuckerwert wirken. Aber immer gilt auch hier – regelmäßiges Messen.
Auch Schulsport für junge Typ-1-er ist in der Regel kein Problem. Das Lehrpersonal sollte auf den Diabetes hingewiesen werden, sodass eine Unterzuckerung des Kindes vermieden wird.
So wie jeder Typ-1-Diabetes individuell ist, so unterschiedlich ist auch das Verhalten des Blutzuckers bei verschiedenen sportlichen Aktivitäten und Anstrengungen. Deshalb ist es wichtig als Betroffener beim Sport eigene Erfahrungen zu sammeln: beim Radfahren, Schwimmen, Laufen, Ausdauersport und Sprint - es wird immer etwas anders sein.
Beitrag vom 01.11.2019; letzte Aktualisierung am 01.11.2019
Quellen (letzter Abruf November 2019):
„Bewegung und Sport“, Diabetesinforationsdienst München, 03/2017, https://www.diabetesinformationsdienst-muenchen.de/therapie/bewegung-und-sport/index.html
Dr. Lütke, Dr. Neufang-Sahr, G. Erdmann, Prof. Scherbaum: „Sport bei Diabetes“, Techniker Krankenkasse, 23.08.2019, https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/diabetes/sport-bei-diabetes-2015398
Stephan Soutschek: „Blutzucker beim Sport richtig einstellen“, Diabetes Ratgeber, 20.04.2017, https://www.diabetes-ratgeber.net/Sport/Blutzucker-beim-Sport-richtig-einstellen-217997.html
Kathleen Waidmann: „Sport bei Diabetes“, Diabetes Ratgeber, 03.04.2018, https://www.diabetes-ratgeber.net/Sport