Homeoffice oder auch Telearbeit beschreibt das Arbeiten zuhause. Die Corona-Pandemie hat Millionen Arbeitnehmer ins Homeoffice gebracht. Vielen Menschen mit Diabetes fehlt nun die einzige körperliche Aktivität am Tag - das Radeln zu Arbeit und nach Hause. Jetzt heißt es „Alltagsaktivitäten“ in den Tagesablauf integrieren.

Laufen und Stehen im Homeoffice – so bleibt der Blutzucker stabil!

Ein Bericht von Claudia Miersch, 8. Juni 2020

Homeoffice mit Tablett und Kaffee

So wie viele Berufstätige derzeit sitze auch ich nicht im Büro sondern im Homeoffice. Und so wie auch viele im Homeoffice fühle ich mich träge, passiv und verspannt, weil man sich weniger als sonst bewegt und der Küchenstuhl doch nicht so bequem ist wie der ergonomische Bürosessel. Durch unsere immer stärker digitalisierte Arbeitswelt sitzen immer mehr Beschäftigte immer länger an bewegungsarmen Arbeitsplätzen. Und Wissenschaftler wissen schon lange, dass langes Sitzen ungesund und ein Risikofaktor für viele Zivilisationskrankheiten ist.1 Der Spruch „Sitzen ist das neue Rauchen“ verdeutlicht die Tragweite dieses Lebensstils.

Dabei muss das nicht so sein. Von einer Fernseh­reportage ist mir ein Softwareentwickler in Erinnerung geblieben, der auf seiner Computertastatur umhertippt, während seine Beine auf einem Laufband gehen. Aber fühle ich mich durch solche Alltagsaktivitäten wirklich fitter und wie wirken sie sich auf den Blutzuckerspiegel aus?

Unter dem Begriff „Alltagsaktivitäten“ versteht man jegliche körperliche Bewegung, die Energie verbraucht. Dazu zählen Haushalt (Abwaschen und Kochen), Arbeit und Freizeit (Gartenarbeit). Im Gegensatz dazu ist hat die sportliche Betätigung das sich fit und gesund zu halten. Motive für den Sport sind sicher auch Geselligkeit, Abenteuerlust oder Individualität.

Viele Studien konnten belegen, dass regelmäßige mittlere körperliche Aktivität die Gesundheit erhält und die Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Adipositas, Bluthochdruck, Diabetes Typ 2, Rücken­schmerzen und Depression unterstützt.2

Nach den aktuellen Empfehlungen sollten wir mindestens 30 Minuten am Tag eine moderate körperlicher Aktivität ausüben. Dadurch leisten wir einen Beitrag für unsere Gesundheit und können zusätzlich ungefähr 200 kcal am Tag verbrauchen.3 Eine körperliche Aktivität gilt als moderat, wenn man bei dieser etwas schwerer Atmen muss als normalerweise, wie z.B. beim Fahrrad fahren oder beim »flotten« Spaziergang.

Die aktuelle Literatur bestätigt positive Auswirkungen auf das Übergewicht, den Blutzucker und die Insulinresistenz durch einen täglichen Spaziergang von mindestens 30 Minuten. Besonders nach den Mahlzeiten helfen kurze Spaziergänge von 15 Minuten unserem Blutzucker auf die Sprünge.4 Außerdem tun wir auch etwas für unser Herz. 

Bereits 2000 Schritte mehr am Tag reduzieren das Risiko für eine Herz-Kreis­laufkomplikation um 10 Prozent5 Pro Woche sollte die körperliche Aktivität ergänzt werden durch drei Ausdauer­|trainingseinheiten (Dauer 20 bis 60 Minuten je Einheit) und zwei Trainingseinheiten, die auf Kraft und Beweglichkeit ausgerichtet sind.

Aber auch die Büroarbeit selbst kann aktiver gestaltet werden. Es wird empfohlen, das Sitzen während der Arbeitszeit so oft es geht zu unterbrechen. Länger als 90 Minuten sollte man nicht am Stück sitzen.5Auch ein virtuelles Meeting kann dazu genutzt werden, im Zimmer umherzulaufen. Das entspannt den Rücken und bringt den Stoffwechsel in Schwung. Studien zeigen, dass diese „bewegte Büroarbeit“ sich nicht nur positiv auf unseren Körper auswirkt sondern auch auf unsere Seele.6

Mein Fazit lautet: Ich werde mir zwar nicht gleich ein Laufband unter meinen Tisch stellen, aber mein Bügelbrett wird ab morgen als Schreibtisch umfunktioniert, sodass ich zumindest ein Teil der Arbeitszeit im Stehen arbeiten kann. Und nach dem Mittagessen gibt es einen kurzen Spaziergang im Wohnviertel. Das entlastet den Rücken und macht auch noch glücklich! ;-)

Junge Frau sitzt am PC im Homeoffice.
Bewegungsabläufe in den Homeofficetag integrieren, mindert das Risiko an Diabetes zu erkranken. Bild: © Dr. Claudia Miersch

Beitrag vom 08.06.2020; letzte Aktualisierung am 08.06.2020

Quellen (letzter Abruf Juni 2020): 

  1. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25599350/
  2. https://edoc.rki.de/bitstream/handle/176904/1392/217H2C2tVb6.pdf?sequence=1
  3. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/7823386/
  4. https://care.diabetesjournals.org/content/early/2013/06/03/dc13-0084.abstract
  5. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4914832/
  6. https://www.dguv.de/de/mediencenter/pm/pressemitteilung_338566.jsp