Professor Ralf Lobmann ist ärztlicher Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Geriatrie in Stuttgart und beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit Diabetes. In dem Video klärt er über das diabetische Fußsyndrom auf und gibt Ratschläge zur Vorsorge und Behandlung dieser Folgeerkrankung.

Einer von vier Menschen mit Diabetes wird während seiner Krankheitsgeschichte ein diabetisches Fußsyndrom, also eine nicht oder nur schwer heilende Wunde im Fuß- oder Unterschenkelbereich entwickeln. Das Risiko für das Absterben von Gewebe ist 20 – 50 Mal höher als bei einem Menschen ohne Diabetes. Außerdem ist das diabetische Fußsyndrom weltweit der Hauptgrund für Amputationen geworden. Für Deutschland heißt dies, dass diabetesbedingt alle 12 Minuten eine Amputation vorgenommen werden muss. 

Ursachen für ein diabetisches Fußsyndrom DFS

Ursächlich für die Störung der Wundheilung sind hauptsächlich der erhöhte Druck auf die Fußsohle, die Veränderungen der Fußstatik und Ausbildung von beispielsweise Krallen­zehen oder vermehrter Hornhaut. Dies führt auch zu der oftmals besonders trockenen Haut. Zusammen mit einer sogenannten Schmerzun­empfindlichkeit kommt es mit Überlastungen von Haut, Muskulatur und Knochen zu zunächst nicht bemerkten Verletzungen. Häufig infizieren sich diese Wunden gerade auch aufgrund der für Menschen mit Diabetes bekannten Immunab­wehrschwäche. Zu dem Zeitpunkt, wenn dem Patienten die Wunde dann auffällt, bzw. mit einer ersten Therapie begonnen wird, ist in vielen Fällen somit bereits eine fortgeschrittene Wundsituation vorliegend. Gerade die Infektion ist heutzutage eine Hauptursache geworden, die dann auch unter Umständen eine Amputation notwendig macht.

Dr. Ralf Lobmann

Diagnostik und Therapie

Bei jeder Wunde der unteren Extremität bei Menschen mit Diabetes ist stets der Nerven-, Gefäß- und Infektions­status zu erheben. Wenn eine Arteriosklerose festgestellt wird,  ist in der Regel eine Gefäß­darstellung mittels radiologischen Verfahren notwendig. Idealerweise können Engstellen minimal-invasiv behoben werden. In ausgeprägten Fällen ist ein Gefäßbypass notwendig. 

Beim Vorliegen des Verdachts auf einen begleitenden Weichteil- oder Knocheninfekt ist eine antibiotische Therapie mittels Tabletten oder Infusionen nötig. Zunächst ist es also vor allem wichtig abzuklären, ob die Gefäße betroffen sind, ob weitere wundheilungs­störende Faktoren vorliegen, wie z.B. Herz- oder Nierenschwäche und wie weit fortgeschritten Weichteil- oder gar Knochen|1↑infektion sind. Sollten mehrere dieser Faktoren zutreffen, wird ein rein konservatives Vorgehen, ohne Hilfe des Orthopäden oder Gefäßchirurgen nicht ausreichend sein. Je früher die fachgerechte Diagnostik und Therapie beginnt, umso eher ist eine erfolgreiche und vollständige Wundheilung zu erreichen. Ein frühes Erkennen und Gegensteuern kann eine Amputation verhindern. Leider können in manchen Fällen Teile des Fußes nicht erhalten werden, weil sie zu stark geschädigt oder sogar abgestorben sind. (Prof. Dr. Lobmann)

Achten Sie auf Ihre Füße!

Eine geeignete Vorsorge und Aufmerksamkeit für Ihre Füße hilft, das diabetische Fußsyndrom oder zumindest die Notwendigkeit einer Amputation zu vermeiden. Dazu gehört neben der guten Stoffwechseleinstellung - dem A und O jeder Diabetesbehandlung -, die regelmäßige Inspektion der Füße, der Zehen, der Zehenzwischenräume und auch der Sohlen. Wenn Sie dies selbst nicht mehr durchführen können, kann ein Spiegel  hilfreich sein oder ein nahestehender Angehöriger bzw. Betreuer dabei unterstützen.

Sie sollten die Füße täglich inspizieren, insbesondere nach verstärkter Belastung. Grundsätzlich ist Aktivität, Bewegung und Laufen auch für die Fußstatik und die Durchblutung des Fußes hilfreich. Es ist stets darauf zu achten, dass geeignetes Schuhwerk (nicht zu eng und keine Nieten oder Nähte, welche Druck ausüben könnten), zur Verfügung steht. Beim Vorliegen einer Nerven- oder Gefäß­beteiligung können auch entsprechende Einlagen und Diabetes-Schutzschuhe durch den behandelnden Arzt im Rahmen der Prävention verordnet werden.

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Hören Sie auf Ihre Füße, gerade weil diese sich aufgrund der Neuropathie oft nicht so zurückmelden können, wenn eine Überlastung oder eine Schädigung vorliegt, wie es normal wäre. Wenn Sie hier ausreichend achtsam sind, können Sie selbst gut dem diabetischen Fußsyndrom mit vorbeugen.

Prof. Dr. Ralf Lobmann 

Der Experten-Videofilm mit Prof. Dr. Ralf Lobmann ist im DDH-M YouTube-Kanal aufrufbar.

2021 DDH M Diagnose Diabetes und Fußerkrankung Experten-Videofilm mit Prof. Dr. Ralf Lobmann, © motionboard

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Die DDH-M hat diesen Experten-Videofilm „Diabetes und Fuß­erkrankungen" mit freundlicher Unterstützung der TK Krankenkasse erstellt und veröffentlicht - herzlichen Dank dafür. Für die Inhalte des Films ist ausschließlich die DDH-M verantwortlich. (2021/2022)

Ebenso bedankt sich DDH-M bei Referent Professor Ralf Lobmann. Vielen Dank auch unserem Filmteam motionboard mit Melanie und Robert Bastian, die die Diabetes-Experten-Videofilme in der Geschäftsstelle aufgezeichnet und im Filmstudio produziert haben. Allen Mitwirkenden gebührt ein herzliches Dankeschön.

Beitrag vom 31.12.2021; letzte Aktualisierung am 31.12.2021