Ernährungswissenschaftlerin Prof. Dr. Claudia Miersch
Menschen mit Diabetes können ihre Nieren durch Ernährung und Lebensstil unterstützen. Hier einmal die wichtigsten Punkte zusammengefasst:
• Gesunde Ernährung:
Ernähren Sie sich ausgewogen und abwechslungsreich mit viel Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten, Nüssen, Samen und kaltgepressten pflanzlichen Ölen, ergänzt mit Fisch, fermentierten Milchprodukten sowie frischen Kräutern und Gewürzen. Meiden sollten Sie möglichst verarbeitete Lebensmittel, Weißmehlprodukte, Zucker und gezuckerte Getränke sowie zu viel Fleisch.
• Mahlzeiten:
Essen Sie nur drei Mahlzeiten am Tag und vermeiden Sie Kalorien zwischen den Mahlzeiten. Geben Sie Ihrem Körper Zeit, zwischen den Mahlzeiten ausreichend zu verdauen und den Zuckerstoffwechsel zu stabilisieren.
• Blutzucker- und Blutdruckeinstellung:
Hat man den Blutdruck und seinen Diabetes gut im Griff, hilft das auch den Nieren. Um die Blutzuckereinstellung zu erleichtern, sind die oben beschriebenen Ernährungstipps sicherlich hilfreich. Regelmäßige Stoffwechsel-Entlastungstage über Hafertage oder Fastenperioden sind absolut sinnvoll, insbesondere bei bestehender Fettleber und massiver Insulinresistenz. Beim Thema Blutdruck spielt insbesondere das Kochsalz eine große Rolle. Die Salzaufnahme liegt in Deutschland mit etwa 8-10 g täglich deutlich über den Empfehlungen von 5-6 g, daher meiden Sie verarbeitete Lebensmittel, denen häufig viel Salz zugesetzt wird.
Die Niere ist ein äußerst wichtiges Organ. Sie filtert täglich rund 1.800 Liter Blut und sorgt dafür, dass über den Urin Gift- und Abfallstoffe aus dem Körper ausgeschieden werden. Ebenfalls fallen die Regulierung des Salz- und Wasserhaushalts im Körper, die langfristige Blutdruckeinstellung und die Aufrechterhaltung des Mineralstoffgleichgewichts in den Aufgabenbereich. Darüber hinaus produzieren die Nieren Vitamin D und Erythropoetin - ein Hormon, das für die Blutbildung wichtig ist.1
• Kontrolle der Nierenfunktion:
Gehen Sie in regelmäßigen Abständen zum Nierenarzt und lassen Sie ihre Nierenfunktion überprüfen. Sollte Sie der Arzt nicht über nierenschädigende Medikamente aufklären, geben Sie ihm eine Auflistung ihrer Medikamente und fragen Sie, welche sich möglicherweise negativ auf die Nierenleistung auswirken können.
• Kontrolle wichtiger Blutwerte:
Darüber hinaus lassen sie regelmäßig ihre Blutfettwerte (Cholesterin, HDL- und LDL-Cholesterin sowie Triglyzeride) und die Leberenzyme (Gamma-Glutamyltransferase [γ-GT] sowie die Aminotransferasen ASAT und ALAT) vom Arzt bestimmen. In Kombination mit Blutdruck und Gewicht gibt Ihnen das eine grobe Einschätzung zu Ihrem Fettleber-Risiko und dem Risiko einer Herz-Kreislauferkrankung. Bei erhöhten Werten versuchen Sie langfristig eine Verbesserung anzustreben.
• Gewichtsabnahme bei Übergewicht:
Gewicht zu verlieren wirkt sich gleich in vielerlei Hinsicht positiv auf den Körper aus: Es entlastet die Gelenke, verbessert den Zuckerstoffwechsel, senkt den Blutdruck und unterstützt auch unsere Nieren, um nur einige Vorteile aufzuzählen. Dies gelingt mit einer gesunden Ernährung, regelmäßigen Bewegung, ausreichend Schlaf und einem guten Stressmanagement besonders gut.
• Vermeiden von Alkohol und Nikotin:
Dass Alkohol und Nikotin sich allgemein nicht gut auf die Gesundheit auswirken, muss nicht noch einmal hervorgehoben werden. Aber beide Genussmittel wirken sich auch negativ auf die Nierefunktion aus und sollten zur Prävention und bei der Therapie von chronischer Niereninsuffizienz möglichst gemieden werden.
• Ausreichend trinken:
Ohne Dialysepflicht besteht keine Notwendigkeit, die Flüssigkeitsmenge zu beschränken. Ganz im Gegenteil: Man sollte mindestens 2 Liter am Tag trinken, um die Entgiftung des Körpers zu erleichtern. Diese Flüssigkeitsaufnahme sollte möglichst über kalorienfreien Getränke wie Wasser und Tees erfolgen.
• Sport, Entspannung und Stressbewältigung:
Regelmäßige körperliche Bewegung und Entspannung sowie der richtige Umgang mit Stress kann wahre Wunder vollbringen – nicht nur um Nierenerkrankungen vorzubeugen, sondern auch bei der Diabeteseinstellung. Dabei zeigen bereits ein strammer Spaziergang oder ein moderates Krafttraining positive Effekte. Pro Woche sollten es etwa 150 min Bewegung sein. Zum Abbau von Stress helfen Entspannungstechniken wie Achtsamkeitstraining, Yoga, progressive Muskelentspannung oder autogenes Training.
• Mit Diabetes und leicht eingeschränkter Nierenfunktion:
Über die Filtrationsrate der Niere lässt sich bestimmen, ob und wie stark die Nierenfunktion eingeschränkt ist. Über diesen Parameter erfolgt die Einteilung in verschiedene Niereninsuffizienz-Stadien. Im Stadium 1-3 spricht man von einer leicht bis mäßig eingeschränkten Nierenfunktion. In dieser Phase der Erkrankung gelten im Großen und Ganzen die gleichen Ernährungsempfehlungen wie für die Prävention der chronischen Nierenerkrankung. Jedoch sollte besonders Wert gelegt werden auf eine ausreichende Eiweißversorgung und eine nicht zu hohe Kochsalzzufuhr, insbesondere bei bestehendem Bluthochdruck.
• Risikofaktor Eiweiß:
Im Eiweißstoffwechsel entstehen Abbauprodukte (wie Harnstoff, Kreatinin), die für unseren Körper schädlich sind und über die Niere ausgeschieden werden müssen. Ist die Nierenfunktion beeinträchtigt, funktioniert diese Entgiftung nicht optimal. Früher wurde oft empfohlen, die Proteinaufnahme gerade in den ersten Stadien der Niereninsuffizienz zu begrenzen. Das ist jedoch wissenschaftlich nicht bewiesen. Weniger als 0,6 g Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht aufzunehmen, erhöht höchstwahrscheinlich das Risiko einer Fehlernährung, als dass es vor einem Fortschreiten der Erkrankung schützt. Daher orientiert man sich aktuell an den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für die Allgemeinbevölkerung mit 0,8 g Protein pro Kilogramm Körpergewicht.
• Ernährungsempfehlung:
Eine Portion Haferbrei mit Milch zum Frühstück, Lachs mit Pellkartoffeln und Quark zum Mittag und einem Vollkornbrot mit Käse zum Abendessen reichen, um einen 80 kg schweren Menschen mit ausreichend Eiweiß zu versorgen. Eine erhöhte Aufnahme (1,3 g/kg/Tag) sollte jedoch möglichst vermieden werden. Die tägliche Kochsalzaufnahme auf 5 g zu beschränken und den Blutdruck im Normalbereich zu halten, sind nicht nur wichtige Ansatzpunkte in der Prävention von Nierenerkrankungen, sondern auch bei bereits eingeschränkter Nierenleistung. Durch eine salzarme Ernährung lässt sich auch das Fortschreiten der Nierenerkrankung verzögern.
Broschüre Ernährung bei diabetischen Nieren
Beitrag vom 02.05.2021; letzte Aktualisierung am 03.02.2022
Quellen:
1) https://www.klinikum-stuttgart.de/kliniken-institute-zentren/klinik-fuer-nieren-hochdruck-und-autoimmunerkrankungen/klinische-schwerpunkte/nephrologie-erkrankungen-der-nieren/niere-aufgaben-und-funktionsweise