Diabetes-Forscher ziehen für eine neue Einteilung des Diabetes sechs Variablen heran: Alter bei Diagnose, Body-Mass-Index, HbA1c-Spiegel, Insulinsensitivität und -sekretion sowie GADA-Antikörper. In Folge erhält Diabetes fünf Sub-Typen, die eine gezieltere Therapie ermöglichen.

Studien legten nahe, dass eine Unterteilung in Sub-Klassen in Hinblick auf unterschiedlich hohe Risiken für Diabetes-assoziierte Komplikationen sinnvoll sein kann. 

Die herkömmliche Einteilung von Diabetes, hauptsächlich in Typ-1- und Typ-2-Diabetes, wurde dadurch in Frage gestellt. 

Das Ziel dieser Untergruppen soll es sein, Menschen mit Diabetes durch eine gezielte Diagnose rechtzeitig und angemessen zu behandeln und diabetesbedingte Komplikationen zu verzögern oder sogar zu verhindern.

„Die neuen Sub-Typen werden dazu beitragen, präzise Präventions- und maßgeschneiderte Behandlungsstrategien für die jeweiligen Hochrisikogruppen zu entwickeln", betont Prof. Michael Roden, Studienleiter der GDS, Vorstand am Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) und Direktor der Klinik für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Düsseldorf. „Dies ist ein wichtiger Schritt in Richtung Präzisions­medizin bei Diabetes und seinen Begleit­erkrankungen."

Forschern des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ), ihren Partner vom Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) und der Universität Lund in Schweden liefern Hinweise für eine neue Betrachtung des Diabetes mellitus.

In umfassende Studien wurden bundesweit unter der Leitung des DDZ über tausend Teilnehmer untersucht. Anhand des prädiktiven Markers GADA (Glutamat-Decarboxylase-Antikörper), des Alters bei Diagnose, des Body-Mass-Index (BMI), des HbA1c-Spiegels und der HOMA-Indizes (Homöostasemodellbewertung) auf Insulinsensitivität und Insulinsekretion wurden diese untersucht. 

Basierend auf den Ergebnissen konnten fünf verschiedene Sub-Typen mit unterschiedlichen Risiken für Folge­erkrankungen identifiziert werden:

milder altersbedingter Diabetes (MARD, 35%), 

milder adipositasbedingter Diabetes (MOD, 29%),

schwerer autoimmuner Diabetes (SAID, 22%), 

schwerer insulinresistenter Diabetes (SIRD, 11%) 

schwerer insulindefizitärer Diabetes (SIDD, 3%).

Die Ergebnisse der Studien zeigen auch, dass insbesondere zwei Sub-Typen ein hohes Risiko für Komplikationen besitzen. Das höchste Risiko, eine nichtalkoholische Fettleber zu entwickeln, lag beim Sub-Typ  „schwerer insulinresistenter Diabetes“ (SIRD) vor; für eine diabetische Neuropathie lag das höchste Risiko beim Sub-Typ „schwerer insulin­defizitärer Diabetes“ (SIDD).

 

Erklärungen:

GADA (Glutamat-Decarboxylase-Antikörper), Anti-GAD-Ak; Anti-GAD-Antikörper; Glutamatdecarboxylase-AK; Glutamat-Decarboxylase –Antikörper 

Diese Antikörper werden bei Typ-1-Diabetes und LADA gefunden.

HOMA-Indizes (Homöostasemodellbewertung) bezeichnet in der Medizin ein mathematisches Modell der rückgekoppelten Interaktion zwischen Insulin und Glukose im geregelten Gleichgewicht des Kohlenhydratstoffwechsels
 

Beitrag vom 27.04.2020; letzte Aktualisierung am 27.04.2020

Quellen (letzter Abruf April 2020): 
https://ddz.de/eine-neue-diabetesklassifikation-sub-typen-von-typ-2-diabetes-haben-unterschiedliches-risiko-fuer-diabetes-bedingte-krankheiten-wie-fettleber-und-neuropathie/ 
https://www.enzyklopaedie-dermatologie.de/innere-medizin/gada-111457
https://flexikon.doccheck.com/de/Hom%C3%B6ostase-Modell