Der Schwangerschaftsdiabetes, auch Gestationsdiabetes genannt, gehört zu den häufigsten Schwangerschaftskomplikationen und wird durch das Alter, das Körpergewicht und die Familienanamnese der Mutter beeinflusst. Meist verschwindet der Diabetes nach der Entbindung, kann jedoch bei einer darauffolgenden Schwangerschaft erneut auftreten. Zudem entwickelt sich bei etwa 50% der Betroffenen innerhalb von 10 Jahren ein Diabetes Typ 2.
Ein Gestationsdiabetes wird erst während der Schwangerschaft festgestellt. Der Körper der Mutter reagiert während der Schwangerschaft weniger empfindlich auf körpereigenes Insulin; das ist solange normal, wie die Mutter durch vermehrtes Ausschütten von Eigeninsulin ihre Blutzuckerwerte im Normalbereich hält. Reicht das Insulin nicht mehr aus, steigen die Werte besonders nach den Mahlzeiten an. Ist dies so, besteht eine Insulin-Unempfindlichkeit, also ein Gestationsdiabetes.
Risikofaktoren, die zu einem Schwangerschaftsdiabetes führen können sind:
- Übergewicht
- Bluthochdruck
- Diabetes Typ 2 in der Familie
- Zucker im Urin
- das vorige Kind war schwerer als 4000g
- hohes Alter der Schwangeren
Warum ist der Schwangerschaftsdiabetes gefährlich?
Schwangerschaftsdiabetes verursacht keine typischen Symptome wie man diese von Typ-1-Diabetes oder Typ-2-Diabetes kennt. Dennoch kann der Schwangerschaftsdiabetes zu Komplikationen beim Kind führen. Möglichen Komplikationen können sein:
- Übergewicht
- abnorme Fettverteilung (Makrosomie)
- Geburtstraumata
- Unterzuckerungen nach der Geburt
- Mortalitätsrisiko (Sterberisiko; lat.: mortuus = tod) ist leicht erhöht
- erhöhtes Risiko an Übergewicht zu leiden
- erhöhtes Risiko an Diabetes Typ 2 zu erkranken
Es besteht jedoch kein Risiko von kindlichen Missbildungen.
Auch bei der Mutter können in der Schwangerschaft Komplikationen bei unentdecktem Schwangerschaftsdiabetes auftreten:
- Blutdruckerhöhung
- erhöhte Eiweißausscheidung (Präemklampsie)
- Erbrechen
- Notwendigkeit einer Entbindung mit Kaiserschnitt
- erhöhtes Risiko an Diabetes Typ 2 zu erkranken, wenn die Mutter an Übergewicht leidet und keine regelmäßige körperliche Aktivität betreibt
Wie erkennt man einen Schwangerschaftsdiabetes?
Bisher gibt es zwei Glucosebelastungstests: Bei allen Müttern, bei denen noch kein Diabetes vorliegt, wird der sogenannte 50-g-Suchtest (Glucose Challenge Test, GCT) zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche durchgeführt. Hierbei werden der Mutter in nicht-nüchternem Zustand 50 g Glucose verabreicht, und nach einer Stunde der venöse Plasma-Glucose-Wert gemessen. Überschreitet der Wert 200 mg/dl, wird umgehend der Schwangerschaftsdiabetes festgestellt.
Bei Werten zwischen 135 mg/dl und 200 mg/dl wird ein Oraler Glucose-Toleranztest (OGT) mit 75 g Glucose zu Differenzialdiagnose herangezogen. Dieser Test beruht auf einer Gabe von 75 g Glucose auf nüchternen Magen und drei Messungen zu unterschiedlichen Zeiten. Bei Überschreiten von mindestens einem der drei Grenzwerte, spricht man von einem Schwangerschaftsdiabetes. Liegt der Nüchtern-Blutzucker-Wert bei 126 mg/dl oder darüber und/oder der Blutzucker-Wert nach zwei Stunden bei 200 mg/dl oder darüber, spricht man von einem manifesten Diabetes.1
Behandlung
Die Ernährung sollte fett- und kohlenhydratreduziert sein. Jedoch muss die Ernährung auch weiterhin ausgeglichen bleiben, um den Ansprüchen der Mutter und denen des Kindes gerecht zu werden. Diese Maßnahme führt oft schon zu normalen Blutzuckerwerten. Wenn keine Normalisierung erfolgt, wird eine Behandlung mit Insulin unumgänglich. Die Mutter muss dann die Blutzuckerselbstkontrolle und die Anpassung der Insulindosis erlernen. Studien haben ergeben, dass eine Insulinbehandlung jegliche Risiken für Kind und Mutter reduziert.
Hinweis: Der Schwangerschaftsdiabetes verschwindet nach der Geburt oft relativ schnell, teilweise bleibt aber auch ein Typ-2-Diabetes zurück.
Weitere Informationen zum Schwangerschaftdiabetes
Beitrag vom 07.05.2019; letzte Aktualisierung am 15.3.2023
Quellen (letzter Abruf Mai 2019):
Diabetes Informationsdienst München, 2019
Bilder: shutterstock/DDH-M