Diabetes mellitus erfordert von den Betroffenen eine ständige Aufmerksamkeit und vorausschauende Handlungen, um gute Blutzuckerwerte am Tag wie in der Nacht zu erreichen. Sind bereits Folgeerkrankungen eingetreten, füllt sich der Terminkalender zusätzlich mit Terminen für ärztliche Untersuchungen. All das kann zu einer niedrigeren Lebenszufriedenheit führen als bei Menschen ohne Diabetes und unter Umständen in eine depressive Verstimmung oder gar Depression münden.
Diabetes verursacht Depressionen
Die Symptome einer depressiven Verstimmung bis hin zur manifestierten Depression umfassen unter anderem:
- Schlafstörungen
- Niedergeschlagenheit
- Interessenverlust
- Hoffnungslosigkeit
- Antriebsstörungen
Schnell kann hier ein Teufelskreis entstehen: Durch die depressiven Symptome fällt es den Betroffenen schwerer, sich mit dem Diabetes auseinanderzusetzten und die tägliche Diabetes-Routine durchzuhalten. Es folgt eine Verschlechterung der Blutzuckerwerte, worauf wiederum eine Verschlechterung der mentalen Gesundheit folgt.
Mit psychologischer Unterstützung und gegebenenfalls medikamentöser Behandlung ist es durchaus möglich, zu einer besseren Lebensqualität zurückzufinden. So ist der Diabetes-Alltag wieder leichter zu handhaben, was sich in besseren Blutzuckerwerten zeigt.
Diabetes und Angststörungen
Angst ist eine Empfindung als Reaktion auf bedrohliche Situationen. Sie sorgt dafür, dass wir gefährliche Situationen vermeiden und Gefahren im Vorfeld erkennen und aktiv gegensteuern. Liegt eine Angststörung vor, ist diese Regulation gestört und die Menschen haben auch vor unbedenklichen Situationen Angst.
Eingeteilt werden Angststörungen in drei Kategorien. Bei der generalisierten Angststörung fürchtet sich der Betroffene vor allen möglichen banalen Situationen, wie z.B. vor dem Einkaufen, Arbeiten oder sogar einfach nur das Haus zu verlassen. Ein Beispiel dafür ist die unbegründete Angst vor Unterzuckerungen, die Patienten mit Typ 2 Diabetes daran hindern, das Haus zu verlassen. Es kommt somit zur sozialen Abschottung und oftmals auch Vereinsamung.
Eine andere Form der Angststörung sind Panikattacken, die mit plötzlichem Herzrasen, Schwindelgefühl und Benommenheit bis hin zur Todesangst einhergehen. Hier ist die Angst vor Folgeschäden des Diabetes zu nennen, wenn Patienten Schmerzen, Kribbeln oder Lähmungen sofort z.B. mit einem drohenden Herzinfarkt deuten.
Die dritte Form sind Phobien, bei denen eine meist unbegründete Angst vor bestimmten Dingen, wie zum Beispiel der Stich der Insulinpennadel oder der Lanzettenstich in die Fingerbeere, vorliegt.
Keine Scheu vor professioneller Hilfe
Sich professionelle Hilfe zu holen, ist in keinesfalls ein Zeichen von Schwäche. Der Arzt oder der Diabetesberater des Vertrauens sollte der erste Ansprechpartner sein. Im Internet gibt es auf der Webseite der Kassenärztliche Vereinigung des jeweiligen Bundeslandes eine Suche nach psychologischer Unterstützung. Dort finden Ratsuchende alle von der Krankenkasse anerkannten und zugelassenen Psychiater und Psychotherapeuten in der Umgebung mit den verschiedensten Spezialisierungen und Schwerpunkten.
Hilfe erfahren Betroffene vor allem in der Diabetes-Selbsthilfe. In Selbsthilfegruppen finden Menschen mit Diabetes zusammen, die die gleichen Sorgen haben und sich darüber an Gruppenterminen austauschen können. Soziale Kontakte helfen über Ängste und Einsamkeit hinweg. Der Erfahrungsaustausch über den Alltag mit einer chronischen Erkrankung wie Diabetes ist für jeden ein Gewinn: für den Helfenden, wie auch für den Menschen, dem geholfen wird.
Beitrag vom 24.09.2019; letzte Aktualisierung am 24.09.2019