Diabetestherapie, Schule oder Berufsalltag und das Familienleben unter einen Hut zu bringen, stellt eine große Belastung für Menschen mit Diabetes dar. Wenn dazu die Erkrankung nicht angenommen wird, kann die Diabetes-Akzeptanz- und Commitment-Therapie DACT den Betroffenen helfen.

Die Diabetes-Akzeptanz- und Commitment-Therapie

Die Diabetes-Akzeptanz- und Commitment-Therapie (DACT) ist eine Form der Verhaltenstherapie ACT, nur abgewandelt für das Erkrankungsbild Diabetes. Betroffene erlernen negative Gefühle und Gedanken im Zusammenhang mit Diabetes anzunehmen und wieder von sich gleiten zu lassen. Durch das Definieren von konkreten Lebenszielen wird eine langfristige Motivation geschaffen. DACT hat sich auf das Leben und den Umgang mit Diabetes spezialisiert hat. Das zentrale Ziel ist es, eine tiefgehende Akzeptanz gegenüber der Krankheit zu erhalten. Erst wenn diese erreicht ist, kann eine langfristige Motivation für das Krankheits­management und den Alltag gewonnen werden. 

Der Ratgeber von Achim Stenzel mit dem Namen „Diabetes Akzeptieren und Motivation gewinnen – Selbsthilfe mit der Diabetes-Akzeptanz- und Commitment-Therapie“ bietet einen umfangreichen Einblick in die Grundlagen der Therapie und stellt Tipps sowie Hilfestellungen zur Verfügung. Leider wird diese Therapie nicht in allen Diabeteskliniken und Diabetespraxen angeboten. Dabei profitieren vor allem Jugendliche mit Diabetes Typ von dieser Therapie.

Fehlenden Akzeptanz des Diabetes

Eine Diabetes-Diagnose bedeutet für Patienten eine dauerhafte und umfangreiche Umstellung der Lebensweise. Für Menschen mit Typ-1-Diabetes gibt es bislang keine „Heilung“. Die Krankheit wird den Betroffenen ein Leben lang begleiten und bedarf ständiger Aufmerksamkeit. Auch ein manifestierter Diabetes Typ 2 kann nicht geheilt werden.

Das Leben der Menschen ändert sich ab dem Zeitpunkt dieser Diagnose. Was jedoch nicht bedeutet, dass es von nun an schlecht sein wird. Im Gegenteil: Menschen, die ihr Diabetes konsequent und angemessen Behandeln, können ein ganz normales Leben mit einer hohen Lebensqualität führen. Eine Vielzahl der Betroffenen hadert mit ihrem "Schicksal" und akzeptiert die Erkrankung nicht, was sich negativ auf die Behandlung auswirkt. Eine Folge ist die fehlende Motivation zur konstanten Auseinander­setzung und Therapie von Diabetes. Dadurch stellt sich ein Gefühl des „Burn-Outs“ ein und die Bewältigung des Alltags erscheint fast unmöglich. 

Lösungswege aus dem DACT-Ratgeber

Eine gute Diabetes-Akzeptanz liegt nach Achim Stenzel dann vor, wenn diese Kriterien erfüllt sind:

1. Akzeptanz der Tatsache, dass eine Diabeteserkrankung vorliegt.

2. Die Überzeugung und das Gefühl, dass die Krankheit sowie die dazugehörige Therapie erfolgreich in das eigene Leben integriert wurde.

3. Ein Verhalten, das dazu führt, dass der Diabetes den Betroffenen weder jetzt noch in Zukunft von seinen persönlichen Zielen abhält. Dazu gehört die Vermeidung von Über- und Unterzucker sowie die Bemühung um gute Langzeit-Blutzucker-Werte.

Behandlungs­komponenten der ACT

nach Achim Stenzel

1. Annahme und AktzeptanzUnangenehme Gefühle und Geschehnisse sollen nicht mehr verdrängt und ignoriert, sondern angenommen und akzeptiert werden.  
2. Kognitive Defusion
(Gedanken­vertrickungen)
Durch innere Distanz von den eigenen Gedanken lassen sich diese besser mit Vernunft betrachten. Dadurch kann eine Verstrickung in negativen Gedanken vermieden werden. 
3. AchtsamkeitDas eigene Erleben und Befinden soll bewusst beobachtet werden. So ist es einfacher zu merken, wenn etwas nicht stimmt.
4. Das Selbst bzw. das Ich als BeobachterDie eigenen Ansichten über sich selbst sollen distanziert betrachtet werden. So kann heraus­gefunden werden, welche wahr und welche falsch sind. Negative Unwahrheiten, die wir uns über uns selbst erzählen, werden dadurch herausgefiltert. 
5. LebenswerteLebenswerte dienen zur Zielsetzung innerhalb des eigenen Lebens. Es handelt sich dabei um individuelle Wünsche des Einzelnen und deren Bedeutung, die innerhalb der Therapie gefunden werden sollen. Erreichte Ziele eines Lebenswertes sorgen für Zufriedenheit. Das Definieren der Ziele hilft dabei, die Energie gezielt auf relevante Dinge zu richten.
6. CommitmentNachdem Lebenswerte und Ziele bestimmt wurden, geht es nun darum, die Ziele auch um zusetzten. Und das auch in schwierigen Situationen und an Tagen, an denen die Motivation nachlässt. 

Für jede Behandlungs­komponente gibt der Ratgeber Informationen über Techniken in der ACT. Zusätzlich spannt er den Bogen zu Diabetes und bietet Anwendungs­beispiele im Umgang mit der Krankheit und der Problematik hierbei. Durch das Finden von Lebenswerten und das Stecken von Zielen soll der Patient sich bewusst machen, wofür es sich lohnt langfristig die Gesundheit im Auge zu behalten und sich konstant darum zu kümmern. 

Dies kann in schweren Zeiten dabei helfen, auch mit wenig Motivation auf dem richtigen Weg zu bleiben. Die Lebenswerte und deren Ziele werden zur Motivation für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem eigenen Diabetes. 

DACT konzentriert sich ebenfalls darauf, Barrieren abzubauen, die den Patienten davon abhalten die eigenen Ziele anzugehen und zu erreichen.

Akzeptanz- und Commitment Therapie ACT ohne Diabetes

Für Menschen mit Akzeptanzproblemen für eine Erkrankung empfiehlt es sich generell die Akzeptanz- und Commitment Therapie. Die ACT ist speziell nicht auf Diabetes ausgerichtet und wird bei psychischen und chronischen Krankheiten angewendet. Die ACT ist eine Verhaltenstherapie, die auch für Menschen mit Diabetes jeden Typs geeignet ist. 

Die Einschätzung, inwiefern ACT für Betroffene in individuellen Situationen geeignet ist, können über den behandelten Arzt eingeholt werden. Die Übersicht über Therapeuten der ACT hilft, einen geeigneten Therapeuten zu finden.

Beitrag vom 19.11.2019; letzte Aktualisierung am 19.11.2019

Quellen (letzter Abruf November 2019):  
Stenzel, Achim: Diabetes akzeptieren und Motivation gewinnen – Selbsthilfe mit der Diabetes-Akzeptanz- und Commitment-Therapie. Verlag Kirchheim. Mainz, 2012.
https://dgkv.info/therapeut-coach-klinik-finden/
 http://www.akzeptanz-commitment-therapie.de/act/ueberact.html
 http://www.report-psychologie.de/thema-des-monats/archiv/artikel/akzeptanz-und-commitment-therapie-2012-07-24/
 https://www.ptk-nrw.de/fileadmin/user_upload/pdf/Aktuelle_Informationen/2018/11_2018/Fachtag_Diabetes Praesentation_Paust_PTK_Spezielle_PT_bei_Diabetes_2018.pdf
 http://www.sjsu.edu/people/jennifer.gregg/courses/c3/s1/ACT_ED_therapist_manual.pdf