Die Diabetesbehandlung soll den Blutzuckerhaushalt so optimieren, dass Patienten ein langes, relativ beschwerdefreies Leben führen können. Dazu wird von den ihnen eine Therapietreue und aktive Mitarbeit eingefordert. Das ist für viele Betroffene eine echte Herausforderung.
Die Diskrepanz zwischen den therapeutischen Möglichkeiten und den tatsächlichen Behandlungserfolgen ist groß. Bei keiner anderen chronischen Erkrankung wird der Therapieerfolg von der Ernährungs- und Lebensweise bestimmt wird. Dabei spielt die psychische Gesundheit und das soziale Leben der Betroffenen eine große Rolle. Es wurde erkannt, dass im Mittelpunkt der Behandlung nicht nur die Besserung der körperlichen Befindlichkeiten stehen muss, sondern ebenso die psychosozialen Aspekte.
Einen großen Beitrag zu dieser Erkenntnis sowie Lösungsansätze leistete die DAWN Studie.
Die DAWN Studie - Befragung der Betroffenen und Behandler
2001 führte die Firma Novo Nordisk in Zusammenarbeit mit der Internationalen Diabetes Föderation (IDF) die erste Studie mit dem Namen DAWN* durch.
Es ging darum, die Ansichten, Wünsche und Bedürfnisse von Menschen mit Diabetes zu ergründen, um daraus Schlüsse für die bessere Behandlung der Krankheit ziehen zu können. Es wurden aus rund 13 Ländern mehr als 9.000 Diabetespatienten sowie behandelnde Ärzte, Krankenschwestern und Diabetologen befragt. Das Ergebnis war: In Sachen psychosoziale Unterstützung der Betroffenen ist noch viel Luft nach oben.
Die DAWN 2 Studie - auch Angehörige befragt
Um den Blickwinkel zu erweitern, wurde die Studie 2012 unter dem Namen DAWN 2 fortgesetzt. Diesmal wurden auch Angehörige, Freunde und Partner der Patienten sowie Diabetes-Organisationen und Diabetesexperten befragt. Damit wurde ein besserer ganzheitlicher Überblick über die Lebenssituation von Menschen mit Diabetes erreicht und ein Dialog zwischen medizinischen Behandlern und Patientenorganisationen ins Rollen zu gebracht. Beteiligt waren diesmal rund 15.000 Menschen aus 17 Ländern. Allein in Deutschland wurden 902 Menschen mit Diabetes, 280 Behandler und 120 Angehörige befragt. Die Studie ergab, dass psychosoziale Probleme noch immer ein großes Thema sind und auch bei guter medizinischer Behandlung nicht unbedingt vermeidbar sind.
Die Sicht der Patienten und deren Angehörigen
Innerhalb der Studie berichteten Personen mit Diabetes von negativen Auswirkungen auf ihr Berufsleben, die Familie, Finanzen und ihre Freizeit. Für Belastungen sorgen die Medikamenteneinnahme und dessen Auswirkungen auf einen normalen Alltag, Depressionen, die Sorge um das Hypoglykämie-Risiko, Diskriminierung und Intoleranz sowie emotionale Belastungen durch die Krankheit.
Angehörige berichteten über negative Auswirkungen auf ihr emotionales Wohlbefinden, ihre Freizeit, Finanzen, die eigene körperliche Gesundheit sowie das Arbeitsleben und persönliche Beziehungen zu Familie, Kollegen und Freunde. Im Mittelpunkt stand für sie die Sorge um den geliebten Menschen und dessen Gesundheit. Auch kommt es bei vielen Angehörigen zu Frust, weil sie dem Betroffenen nicht besser helfen können. Es besteht bei vielen der Wunsch nach mehr Aufklärung und Wissen über Diabetes.
Angst vor Unterzuckerungen und Stürzen
Unterzuckerungen (Hypoglykämie) können die Behandlung des Diabetes erschweren, da Stoffwechselentgleisungen eine gute Einstellung des Blutzuckerhaushalts zunichte machen. Auch erhöht sich das Sturzrisiko deutlich. Kein Wunder also, dass Patienten und auch Angehörige eine große Angst davor haben. Diese kann den Alltag der Betroffenen beeinträchtigen. Tritt eine Hyperglykämie ein, sind Familie, Freunde und Partner oft überfordert und die Angst vor einem weiteren Vorfall steigt.
Hilfe bei Diabetes-Selbstmanagement
Die Verfasser der DAWN-Studie präsentieren eine Vielzahl von Verbesserungsvorschlägen zur Behandlung von Patienten mit Diabetes anhand der erfassten psychosozialen Probleme und Sorgen der Betroffenen sowie deren Angehörigen.
Schulungen für die Betroffenen
Schulungen für das Selbstmanagement minimieren die Belastungen durch die Krankheit und sorgen für einen besseren und selbstbestimmteren Alltag.
- Blutzuckerselbstkontrolle
- eigene Wahrnehmung
- Umgang mit Gefühlen
- körperliche Aktivität und Ernährung
- Eigenverantwortung für das Management der eigenen Erkrankung
Schulungen für die Angehörigen
Auch die Angehörigen sollen in die Diabetes-Schulungen einbezogen werden, um Unwissen und Ängste zu minimieren.
Schulungen für die Behandler
Behandler, wie Ärzte und Diabetesberater, müssen sich ständig weiterbilden. Neben einer effektive Behandlung des Diabetes können sie die Aufgabe übernehmen, Patienten und Angehörige über die Auswirkungen der Erkrankung auf den normalen Alltag aufzuklären.
Alle Gruppen sollen besser über Diabetes mellitus informiert werden und mehr miteinander reden. Unwissenheit verstärkt die Angst vor dieser Erkrankung. Werden psychosoziale Risiken mit in die Behandlung einbezogen, können Betroffene einen normalisierten Alltag und durchaus ein glückliches Leben haben.
*DAWN steht für „Diabetes Attitudes, Wishes and Needs“. Übersetzt geht es um Ansichten, Wünsche und Bedürfnisse von Menschen mit Diabetes. Erstmals wurde die Studie 2001 durchgeführt.
Beitrag vom 27.10.2019; letzte Aktualisierung am 27.10.2019
Quellen (letzter Abruf Oktober 2019):
novonordisk.de, Flyer
https://www.diabetes-deutschland.de/archiv/4044.htm