Adipositas ist mehr als nur starkes Übergewicht - es ist eine Volkskrankheit. In Deutschland sind allein 19 Millionen Erwachsene betroffen (Quelle: RKI). Etwa 1,9 Mio Kinder und Jugendliche sind übergewichtig, 800 00 davon sind adipös. Schon seit längerer Zeit wird diese Diagnose als chronische Krankheit klassifiziert. Betroffene sind im Alltag oftmals eingeschränkt und es besteht ein hohes Risiko an Folgeerkrankungen - Diabetes Typ 2 ist hier nur eine von vielen. Doch nur wenige Nichtbetroffene haben das Wissen, worum es sich bei dieser Erkrankung wirklich handelt.
Adipositas beeinträchtigt die Lebensqualität und die Lebenserwartung.
Was passiert bei Adipositas?
Werden dem Körper über eine längere Zeit mehr Kalorien zuführt, als er verbrauchen kann, reichert dieser Fett an und das Gewicht steigt. Der Body-Mass-Index (BMI) steht für das Verhältnis von Körpergewicht und Körpergröße. Überschreitet dieser Wert eine bestimmte Grenze, liegt Adipositas vor. Die Betroffenen können das zu hohe Körpergewicht oft nicht mehr selbst beeinflussen. Der Körper wehrt sich mit Hilfe von Hormonen und Nerven gegen eine dauerhafte Gewichtsabnahme. So kann trotz aller Bemühungen keine Gewichtsreduzierung erreicht werden. Es gibt jedoch für Adipositas immer bessere Behandlungsmöglichkeiten. Adipositas erfordert genauso wie Diabetes ein lebenslanges Krankheitsmanagement.
Adipositas und Diabetes bei Erwachsenen
Psychosoziale Faktoren wie Depressionen oder Schlafstörungen, metabolische Prägungen, die familiäre Veranlagung und das familiäre Umfeld sind Ursachen, die eine Ausprägung von Adipositas begünstigen. Diese Ursachen sind auch dem Entstehen eines Diabetes Typ 2 zuzurechnen. Mehr als 90 Prozent der Menschen mit Diabetes Typ 2 sind stark übergewichtig (Adipositas*). Adipositas ist der stärkste Risikofaktor für Diabetes Typ 2. Gesundheitliche Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, Herz- und Gefäßerkrankungen und Fettleber sind nicht auszuschließen. Gewichtsreduzierung ist der erste Schritt, das Diabetesrisiko zu senken.
*Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit) für Erwachsene nach dem so genannten Körpermasse-Index (Body-Mass-Index = BMI).
BMI unter 18,5 = Untergewicht
- BMI zwischen 18,5 und 24,9 = Normalgewicht
- BMI zwischen 25 und 29,9 = Übergewicht
- BMI ab 30 = Adipositas, Grad I
- BMI-Wert ab 35 = Adipositas Grad II
- BMI-Wert ab 40 = extreme Adipositas Grad III
Der Body-Mass-Index wird folgendermaßen berechnet:
BMI = Körpergewicht in kg geteilt durch die Körpergröße2 in m
(Einheit ist kg pro m2)
Hinweis: Alter und Geschlecht spielen bei der Interpretation des BMI eine wichtige Rolle.
Unterstützung beim Annehmen der Krankheit
Gemeinsam schafft man mehr! Wer dauerhaft und effektiv gegen Adipositas vorgehen möchte, sollte Freunde, Familie oder Arbeitskollegen als Unterstützer einbinden. Dazu gibt es die Möglichkeit, einen Therapeuten zu Rate zu ziehen oder einer Selbsthilfegruppe beizutreten. Der Adipositas Verband leistet Hilfe bei der Suche nach Gruppen und Veranstaltungen für Betroffene. Der längere Aufenthalt in einer spezialisierten Reha-Klinik sollte fester Bestandteil der Therapie sein.
Gefährlicher Kreislauf durch Stigmatisierung
Die Stigmatisierung von adipösen Menschen ist für die Betroffenen schmerzhaft. Es wird unterstellt, dass Menschen mit Adipositas keinen Willen zur gesunden Ernährung oder sportlichen Betätigung aufbringen. Abfällige Äußerungen erhöhen bei adipösen Menschen den Leidensdruck. Dies kann zu Frust-Essen oder sogar zeitweise zu einer Essstörung führen. Ein Teufelskreis.
Adipositas und Diabetes bei Kindern und Jugendlichen
Ein hohes Körpergewicht der Eltern, ungesunde Ernährungsgewohnheiten in der Familie, zu wenig Bewegung und zu viel Medienkonsum tragen bei den Kindern und Jugendlichen zu Übergewicht bei.
Neben der damit verbunden psychischen Belastung beobachtet man bei Kindern mit Adipositas eine Reihe von Folgeerkrankungen, die früher erst im Erwachsenenalter auftraten.
Folgeerkrankungen aufgrund des Übergewichts:
- Schäden an den Gelenken
- Schäden an der Wirbelsäule
- Bluthochdruck
- Fettstoffwechselstörungen
- erhöhte Harnsäurewerte
- zu hohe Blutzuckerwerte
Etwa jedes siebente Kind in Deutschland ist zu dick oder sogar adipös. Eine Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) 2018 zeigt, dass 15,4 Prozent der Mädchen und Jungen im Alter zwischen drei und 17 Jahren übergewichtig sind. Fast sechs Prozent davon haben Adipositas (Fettleibigkeit).
Die steigende Zahl adipöser Kinder ist zunehmend mit einem Auftreten von Diabetes mellitus Typ 2 verbunden, der bislang nur bei erwachsenen Menschen mit Übergewicht gehäuft auftrat. Auch bei Kindern und Jugendlichen wird zur Beurteilung des Übergewichts der Body-Mass-Index (BMI) herangezogen.
Body-Mass-Index (BMI) für Kinder und Jugendliche
Kinder und Jugendliche verändern im Laufe des Heranwachsens das Verhältnis von Größe zu Gewicht ständig, sodass der BMI Rechner für Erwachsene nicht für Kinder und Jugendliche angewendet werden kann.
Der BMI sollte aus diesem Grund immer von einem Kinder- und Jugendarzt bestimmt werden.
Die Diagnostik, Therapie und Prävention von Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter sind in der Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter (AGA) verankert.
Beitrag vom 26.09.2019; letzte Aktualisierung am 26.09.2019
Quellen (letzter Abruf September 2019):
Robert Koch-Institut (Hrsg.) (2018): https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/Journal-of-Health-Monitoring_01_2018_KiGGS-Welle2_erste_Ergebnisse.pdf?__blob=publicationFile
Universität(s)medizin Leipzig, Medienleitfaden Adipositas, Deutsche Adipositas Gesellschaft, 2018
Deutsche Diabetes Gesellschaft: https://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/presse/ddg-pressemeldungen/meldungen-detailansicht/article/weichenstellung-schon-im-kindesalter-starkes-uebergewicht-als-wegbereiter-fuer-ein-metabolisches-sy.html