Für die 8-jährige Gelila aus Berlin ging es vom 6. bis 10. September 2021 zum Groß Väter See. Aufgrund der sehr kurzfristigen Anfrage ist Projektleiterin Kathleen Brockelmann selbst als Betreuerin mitgefahren.

Die Klassenfahrt war sehr naturverbunden. Dank traumhaften Wetters konnten draußen viele Aktivitäten unternommen werden: Waldralley, Schatzsuche, Moorwanderung, Kräuterwerkstatt, See.

Collage Gelila Klassenfahrt
Fahrt mit vielen Aktivitäten: Waldschatzsuche und Gute-Nacht-Geschichten

Tolle Klassenfahrt, tolle Klassengemeinschaft und sehr engagierte, liebevolle und interessierte Lehrkräfte. Gelila ist ein sehr aufgeschlossenes, wissbegieriges und aufgewecktes Mädchen. Sie meisterte schon viele Dinge in Bezug auf das Diabetesmanagement richtig klasse!

Projektleiterin und Betreuerin Kathleen Brockelmann

Waldralley und Moorwanderung
Waldralley und Moorwanderung

Auch die Klassenlehrerin der 2b und der Bezugserzieher schilderten ihre Erlebnisse. Die Fahrt empfanden beide als tolles Erlebnis, gingen aber auch auf die Schwierigkeiten für Kinder mit Diabetes, deren Eltern und Lehrern ein. Vor allem der von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich hohe bürokratische Aufwand der Beantragung der Kostenübenahme für Betreuungskräfte ist unverständlich. Das muss dringend reformiert werden. 

(Berichte können durch Anklicken ausgeklappt werden)

Bericht von Anja Schneider (Klassenlehrerin der Klasse 2b):


"Der Termin unserer Klassenfahrt rückte nach den Sommerferien immer näher. Anfang September sollte es für eine Woche ins Feriendorf Groß Väter See gehen.

Die Freude der Kinder meiner 2. Klasse war groß, zumal sie ihr erstes Schuljahr hinter sich hatten, das von Schulschließung, Videounterricht und wenig sozialen Kontakten geprägt war. Selbstverständlich sollten alle Kinder dieser Klasse mitkommen, auch Gelila - ein Mädchen, das seit 4 Jahren an Diabetes Typ I erkrankt ist.

Die ganzen Monate zuvor suchte ich verzweifelt nach einer betreuenden Person für Gelila, die sich mit der Erkrankung auskennt und im Notfall selbstständig alle erforderlichen Maßnahmen ggf. einleiten kann.

Eine Kollegin erinnerte sich dann, dass vor Jahren eine Frau von der DDH-M, Projekt KlaFa, mitgefahren ist und sich um einen Jungen mit Diabetes gekümmert hatte. Ich nahm sofort Kontakt zu dieser Organisation auf. Schon wenige Tage später meldete sich die Projektleiterin Kathleen Brockelmann per Mail bei mir und sicherte mir ihre Teilnahme und Mitfahrt zu. Ein Lichtblick!

Ein bürokratischer Wahnsinn folgte nun. In kürzester Zeit mussten ärztliche Bescheinigungen, Genehmigungen bei den Kostenträgern mit den entsprechenden Formularen mit hoher Dringlichkeit eingereicht werden. Nur durch die Erfahrung von Frau Brockelmann und den Kenntnissen der unterschiedlichen Genehmigungsverfahren der einzelnen Bundesländer sowie zwei ehrenamtlichen Helfern der Familie, konnte eine Teilnahme Gelilas an der Klassenfahrt in dieser kurzen Zeit verwirklicht werden.

Am Montagmorgen trafen wir uns alle vor der Schule. Frau Brockelmann war schon einen Tag zuvor aus Niedersachsen angereist und traf sich mit der Familie um Einzelheiten und Besonderheiten zu besprechen.

Das Wetter mit spätsommerlichen Temperaturen bescherte uns eine wunderbare Woche. Schnell stellte sich auf der Fahrt heraus, dass wir uns auch als Team gut ergänzten. Es war für mich als Lehrkraft und meinem Bezugserzieher sehr erleichternd zu wissen, dass nun eine sehr erfahrene Person jederzeit für Gelila da war. Wir kannten die Betreuung von Gelila im Schulalltag; starke Blutzuckerschwankungen waren neben dem alltäglichen Schulalltag immer wieder eine Herausforderung. Mir wurde in der Woche noch mehr bewusst, welche Rundum-Betreuung ein Kind mit Diabetes Typ I benötigt. Nicht nur am Tag musste regelmäßig der Blutzucker gemessen werden, die Eingabe des Insulins entsprechend ihrer Bewegung und dem Tagesprogramm angepasst werden, sondern auch nachts wurde der Blutzucker kontrolliert und ggf. reguliert. Eine Maßnahme, die neben der Betreuung der anderen Klassenkinder alleine überhaupt nicht zu bewältigen gewesen wäre.

Auf der Fahrt sprach ich Frau Brockelmann auf die Bürokratie an, die Sie mit der Familie kurz vor der Fahrt erledigen musste. Sie erzählte mir von den unterschiedlichen Genehmigungsverfahren der Kostenträger. Ich war heilfroh, dass ich mich um diesen Teil nicht kümmern musste. Ein Verfahren, das ganz dringend vereinfacht und bundesweit vereinheitlicht werden muss! 

Ebenfalls berichtete sie mir von den Familien, die bei der DDH-M Klassenfahrtbetreuungen anfragen und dringend eine Begleitperson für ihr Kind suchen. Es kommt auch mal vor, dass über die Organisation leider niemand zu dem Zeitpunkt gefunden werden kann.

Sein Kind mit auf Klassenfahrt zu schicken, ist für Familien mit Diabeteskindern leider keine Selbstverständlichkeit. Oftmals kann das Kind nicht mitfahren, da keine betreuende Person für einen bestimmten Zeitpunkt und Ferienort zur Verfügung steht.

Ein Zustand, der sich auch mit zunehmendem Anstieg von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes Typ I umgehend ändern muss, in dem die politisch Verantwortlichen einen bundesweiten diabeteserfahrenen Personalpool zur Verfügung stellen muss, um den Kindern mit Diabetes eine selbstverständliche Teilnahme an Klassenfahrten und somit eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, zu ermöglichen.

Ich sage DANKE, liebe Frau Brockelmann, dass Sie sich kurzfristig entschieden haben, unsere Reise zum Groß Väter See selbst zu begleiten und somit Gelila eine Woche mit ihren Klassenkameraden ermöglichen konnten."

Bericht von Jörg Trobisch (Bezugserzieher der Klasse 2b) :


"Wir hatten aufgrund einer kurzfristigen Anfrage an die DDH-M e.V., KlaFa, das Glück, dass die Projektleiterin Kathleen Brockelmann uns für eine Woche auf unserer Klassenfahrt unterstützte. Nach kurzer Zeit haben meine Lehrerin und ich gemerkt, wie wertvoll dieser Umstand für Gelila und uns war. Wir konnten durch ihre Betreuung ALLE gemeinsam diese Klassenfahrtszeit richtig unbeschwert genießen!

Die sozialen Erfahrungen mit Gleichaltrigen zu sammeln, eine Woche lang ohne Eltern zusammenzuleben und neue Eindrücke und Erlebnisse zu erfahren, sind so wichtig für ein gesundes Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl und für Gelila nicht mit Geld aufzuwiegen.

Durch ihre empathische Art und ihre hohe Sach- und Fachkompetenz zum Thema Diabetes Typ I, hatte Frau Brockelmann sehr schnell ein vertrauensvolles Verhältnis zu Gelila. Das spiegelte sich darin wider, dass Gelila selbstständig zu ihr kam, um diverse Dinge bezüglich ihrer Erkrankung zu erfragen oder Sachen mit ihr abzusprechen.

Auch für die Mutter war es, glaube ich, nach vielen Rückschlägen, eine große Unterstützung, was die aus Eigeninitiative ins Leben gerufene Organisation KlaFa für ihre Tochter geleistet hat.

Diese Arbeit ist ein sehr wichtiger Beitrag zum Thema Inklusion und es wäre sehr wünschenswert, wenn sie mehr Unterstützung bekäme, damit noch viele Kinder mit Diabetes Typ I nicht ausgegrenzt werden, sondern diese tollen und wichtigen Erfahrungen sammeln können."