Berlin,
Die Selbsthilfeorganisation Deutsche Diabetes-Hilfe – Menschen mit Diabetes (DDH-M) hat ihren zweiten Themenflyer „Diabetes und Piercing & Tattoo“ herausgebracht. Diesmal geht es um die besonderen Risiken für Diabetiker beim Stechen von Tattoos und Piercings.

Zweiter Themenflyer „Diabetes und Piercing & Tattoo“

Tätowierungen und Piercings können gerade für Diabetiker unerwünschte gesundheitliche Folgen mit sich bringen, da die Hautoberfläche beschädigt wird und es unter Umständen zu Durchblutungsstörung, Hauterkrankungen, einer verzögerten Wundheilung und einem insgesamt geschwächten Immunsystems kommen kann.

Das Abheilen einer frisch gestochenen Tätowierung dauert bei Menschen mit Diabetes häufig doppelt so lange wie bei einem gesunden Menschen, da die Wundheilung bei dauerhaft erhöhten Blutzuckerwerten beeinträchtigt sein kann. Auch ist die Langzeitwirkung von eingebrachten Tattoofarbpigmenten bislang zu wenig erforscht. Man geht aber davon aus, dass nicht alle Farbpigmente vollständig unter der Haut bleiben, sondern im Körper wandern. Das zumindest stellte Professor Dr. Dr. Andras Hensel vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in einer Ausgabe des Wissenschaftsmagazins BfR2Go vor. Denn während des Tätowiervorgangs wird Farbe mit einer sich schnell drehenden Nadel in die Lederhaut, also die zweite Schicht der Haut, eingearbeitet. Beim Heilungsprozess wird die Farbe in die Lederhaut eingekapselt und auf diese Weise konserviert. Allerdings wird ein Teil der Farbpigmente durch körpereigene Abwehrkräfte abgebaut oder noch während der Heilungsphase im Schorf abgesondert. So besteht immer ein gewisses Risiko einer Infektion, sobald die Oberfläche der Haut beschädigt wird. Gerade bei Diabetikern kann das zu weiteren Nebenwirkungen wie Entzündungen, Narben und Allergien führen. Zudem besteht die Gefahr, durch Blut Hepatitis übertragen zu bekommen. Das kann geschehen, wenn die Geräte oder der Arbeitsplatz nur mangelhaft gereinigt werden. Darüber hinaus wird durch das Tätowieren Adrenalin und Kortison ausgeschüttet, was zu einem Anstieg des Blutzuckers führen kann.

Am wichtigsten: Platz für Sensoren, Katheder oder Pen lassen

Am wichtigsten aber sei, ausreichend Platz für Sensoren, Katheder oder Pen zu lassen, denn jede Sensornadel, jeder Katheder oder jede Pennadel, die in ein Tattoo gestochen werden, können Farbpigmente erfassen und bis ins Fettgewebe transportieren. Das eingespritzte Insulin mit seinen Begleitstoffen könnte mit den Farbpigmenten reagieren und so ein Risiko für Entzündungen oder Allergien darstellen. Zudem sollte man im Vorfeld unbedingt einenArzt oder eine Diabetesberaterin konsultieren. „In jedem Fall müssen nach dem Stechen die

Blutzuckerwerte öfter kontrolliert werden als gewöhnlich“, erklärte Iris Schmidt, selbst Typ- 1-erin und stolze Trägerin eines Tattoos. Sie hat den Themenflyer „Diabetes und Piercing &Tattoo mit Ehrenamtlichen der DDH-M Jugend entwickelt, redaktionell erarbeitet undillustriert. „Mir ist in den Foren aufgefallen, dass sehr viele Fragen zu Tattoo und Piercinggestellt wurden“, erzählte die medinische Fachangestellte im Rahmen des T1Day am 27.Januar 2019 in Berlin, wo der Flyer erstmals vorgestellt wurde. Wichtig sei auch, gerade wenn die Sessions länger dauerten, verstärkt Pausen zu vereinbaren, um zu essen und zu trinken und natürlich auch, um den Blutzucker zu kontrollieren. Anschließend sei dann die Reinigung sehr wichtig, so Schmidt, denn sonst könnten sich Narben bilden. Allerdings sollte bis auf vier Wochen auf Baden verzichten werden. In der aufgeweichten Haut werde die Farbe nicht richtig verkapselt, so dass sie rascher ausgeschieden wird. Im Gegensatz kommen Keime besser in die Haut, was zu Entzündungen führen kann. So sollte das Kunstwerk mit lauwarmem Wasser kurz abgewaschen werden und leicht eingecremt werden, riet Iris Schmidt. Ähnliches gilt für Piercings. Auch hier sollte auf größtmögliche Hygiene geachtet und die Blutzuckerwerte öfter kontrolliert werden. Die Wundheilung verläuft bei guten Werten besser und das auch in kürzerer Zeit. Mehr Informationen und Tipps von Experten finden Sie im Flyer und auf der Ratgeberseite.

Pressemitteilung herunterladen