"Das Backbuch für Diabetiker"
So kurz vor Weihnachten sind wieder viele Menschen auf der Suche nach leckeren Kuchen- und Keksrezepten. Trotz der Diabetes-Erkrankung möchte man natürlich nicht auf ein paar köstliche Leckereien verzichten. Gibt es denn ein Backbuch speziell für Menschen mit Diabetes? Natürlich wird man auch zu diesem Thema auf dem Buchmarkt fündig – im TRIAS-Verlag ist „Das Backbuch für Diabetiker“ erschienen, geschrieben von Claudia Grzelak und Katja Hirschmann.
Das Buch beginnt mit ein paar Tipps für kalorienbewusstes Backen (weniger Zucker und/oder weniger Fett), bevor 70 süße und herzhafte Backrezepte locken. Die illustrierten Rezepte klingen lecker und verlockend. Dennoch muss ich sagen, dass mich die vorgestellten Rezepte nicht überzeugt haben. Für mich ist das ein Backbuch mit kalorienarmen Kuchen-Rezepten, aber kein Backbuch für Diabetiker. Leckere Kuchenrezepte, die den Blutzucker nicht so stark ansteigen lassen, findet man eher wenig in diesem Buch. Dafür möchte ich ein Beispiel nennen: Der Apple Crumble im Buch wird mit Auszugsmehlen (Weißmehl Typ 405) zubereitet, obwohl es viele alternative Zutaten, wie beispielsweise Haferflocken oder Nussmehle gibt, die den Blutzucker nicht so stark ansteigen lassen. Und glauben Sie mir: der Geschmack und Genuss leiden auch nicht darunter.
Mir fällt auf, dass bei vielen Koch- und Backbüchern immer der Unterton mitschwingt, dass gesunde Ernährung kein bzw. weniger Genuss bedeutet. Ein Beispiel aus dem Backbuch: „In den folgenden Rezepten soll der Genuss im Vordergrund stehen, deshalb haben wir uns für das jeweils am besten geeignete Mehl entschieden“. Soll heißen: Auszugs- statt Vollkornmehle. Meiner Meinung nach dürften die Autoren dann aber auch kein Backbuch speziell für Diabetiker schreiben, weil das dem Leser suggeriert, hier finden sie blutzuckerfreundliche Rezepte.
Unsere Geschmacksknospen können sich wieder an natürliche Lebensmittel (Mehl wird aus dem ganzen Korn gewonnen) gewöhnen und dann sind Vollkornmehle für Süßspeisen wie Kuchen auch keine „Abwertung“. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich durch den Verzehr von mehr natürlichen Lebensmitteln viel mehr Geschmacksnuancen wahrnehme als noch zu meinen Studentenzeiten, wo es viel häufiger Lebensmittel mit viel Salz, Zucker und Weißmehlprodukten gab. Ich finde heute Fast-Food und industrialisierte Lebensmittel eher fade und eintönig, weil sie entweder nur fettig oder nur süß sind, aber eben nicht mehr. Daher kann ich mich der Meinung der Autorinnen nicht anschließen. Natürlich haben Vollkorn- und Auszugsmehle unterschiedliche Backeigenschaften. Dennoch kann man sehr häufig zumindest einen Teil des klassischen 405-Mehls durch Vollkornmehl ersetzen, ohne dass die Backqualität darunter leidet.
Vorzüge des Buches
✔ | Tolle küchentechnische Tipps wie man Kalorien (Zucker, Fett) einsparen kann. |
✔ | Rezepte enthalten deutlich weniger Zucker als klassische Kuchenrezepte. |
Verbesserungswünsche der Ernährungsexpertin
❌ | Mehr Rezepte mit alternativen Backzutaten, die weniger Kalorien enthalten oder den Blutzucker nicht so stark ansteigen lassen, zum Beispiel Möhren, bittere Schokolade, Nussmehle oder natürliche Süße (Datteln, Bananen) wären wünschenswert gewesen. |
❌ | Vollkornmehle und alternative Backzutaten müssen keine Geschmackseinbußen bedeuten. |
Um Ihnen dennoch ein blutzuckerfreundliches Rezept für die Weihnachtszeit vorzuschlagen, hinterlasse ich Ihnen hier das oben bereits erwähnte Apfel-Crumble-Rezept aus meiner Sammlung. Ich wünsche Ihnen eine schöne Weihnachtszeit mit Ihrer Familie. Ihre Claudia Miersch:
Weihnachtlicher Apfel-Crumble (6 Portionen)
Zutaten: | 40 g Haferflocken |
50 g gemahlene Mandeln oder Nüsse | |
70 g Weizenvollkornmehl | |
70 g Butter | |
65 g Zucker (oder wer möchte Xylit) | |
2 Äpfel (gerne Boskop) | |
½ TL Zimt |
Zubereitung:
- Die Äpfel in kleine Stücke (1-2 cm große Würfel) schneiden und in eine leicht gefettete Auflaufform legen.
- Die Haferflocken, die gehackten Mandeln, das Weizenvollkornmehl, den Zucker und die Butter zu Streuseln verkneten und dann über dem Obst verteilen.
- Das Ganze kommt dann für ca. eine ½ Stunde in den vorgeheizten Backofen (160 °C Umluft), bis die Streusel braun werden.
- Der Apfel-Crumble kann warm, aber auch kalt verzehrt werden.
Nährwertangaben pro Portion: 272 kcal, 29 g Kohlenhydrate, 4 g Eiweiß, 15 g Fett, 4 g Ballaststoffe

Zum Buch
Claudia Grzelak, Katja Hirschmann :
Das Backbuch für Diabetiker
ISBN: 3432108451, TRIAS-Verlag
10. April 2019 - kartoniert - 128 Seiten
[UVP] 14,99 €
Buchrezension im Rahmen des Projekts: "Diabetes-Bücher unter die Lupe genommen".
Beitrag vom 15.09.2021; letzte Aktualisierung am 15.10.2021