Ernährung bei Schwanger­schaftsdiabetes - eine Broschüre mit Empfehlungen von Prof. Dr. Claudia Miersch, Dozentin für Ernährungs­physiologie und Diätetik an der IU Internationale Hochschule, gibt es jetzt im Download­bereich der Webseite der DDH-M.

„Sie haben Schwanger­schaftsdiabetes!“ Diesen Satz hören Frauen in Deutschland immer häufiger, denn seit Jahren steigen die Zahlen für diese Stoffwechsel­störung an. Bei ungefähr zehn Prozent aller Schwangerschaften wird heute ein so genannter Gestationsdiabetes diagnostiziert, 2002 war es nur bei 1,5 Prozent der Frauen. 

Wie Frauen bei Schwangerschafts­diabetes die Behandlung unterstützen können, erfahren Sie aus der neuen Broschüre der DDH-M, die zum kostenfreien Download bereitsteht. 

Autorin ist Prof. Dr. Claudia Miersch, die Dozentin für Ernährungs­physiologie und Diätetik an der IU Internationale Hochschule ist und ehrenamtlich die DDH-M unterstützt. Sie schreibt regelmäßig Artikel und Ratgeber für unsere Selbsthilfe­organisation. Das Thema Schwanger­schaftsdiabetes ist für Claudia Miersch nicht nur Teil ihres Berufes, sondern ein Stück weit eine Herzensangelegenheit, da sie selbst in ihrer zweiten Schwangerschaft daran erkrankte. Aufgrund dieser Erfahrungen hat sie ein Onlineportal für Frauen ins Leben gerufen, denen es genauso ergeht: www.schwangerschaftsdiabetes.net

Titelbild Broschüre Ernährung bei Schwangerschaftsdiabetes

Risikofaktoren

Es sind zum Teil die gleichen Risiko­faktoren wie beim Typ-2-Diabetes, dazu gehören einseitige Ernährung, Übergewicht, und Bewegungs­mangel, um nur einige zu nennen. Aber es gibt durchaus noch weitere, die medizinisch erklärbar sind. Und viele der betroffenen Frauen haben keinen erkennbaren Risiko­faktor, 30 bis 65 Prozent von ihnen sind normalgewichtig.

Veränderter Zuckerstoffwechsel 

Eine Schwangerschaft führt immer zu Veränderungen im Zuckerstoffwechsel. Wir nehmen Kohlenhydrate auf, die bei der Verdauung in einzelne Zuckermoleküle zerlegt werden. Sie gelangen vom Darm in die Blutbahn und erhöhen den Blutzucker. Damit unsere Körperzellen ihn als Energiequelle nutzen können, benötigen wir das Bauchspeichel­drüsenhormon Insulin. Ohne Insulin oder mit einem schlecht wirkenden Insulin gelangt zu wenig von diesem Hormon in die Körperzellen und der Blutzucker bleibt erhöht. 

Insbesondere im letzten Drittel der Schwangerschaft wird die Insulinwirkung durch die im Mutterkuchen (auch Plazenta genannt) gebildeten Hormone deutlich herabgesetzt. Dies hat physiologische Vorteile für das Ungeborene: Der Blutzucker wird verzögert von den Zielzellen aufgenommen und steht damit dem wachsenden Fötus länger zur Verfügung. Beim Schwangerschaftsdiabetes werden die Stoffwechselveränderungen nicht ausreichend kompensiert. Die Bauchspeicheldrüse kann die Insulinausschüttung nicht ausreichend steigern, und/oder die Wirkung des Insulins ist erheblich herabgesetzt.

Icon Fötus

Risiken für Mutter und Kind

Für die Mutter bedeutet es möglicherweise Komplikationen in der Schwangerschaft und bei der Geburt. Später besteht für sie ein erhöhtes Risiko für Diabetes- oder Herz- Kreislauf-Erkrankungen. Für das Kind besteht in der Schwangerschaft unter anderem ein Risiko für Organschädigungen, kurz nach der Geburt können Unterzuckerungen auftreten. Langfristig besteht bei Mutter und Kind ein erhöhtes Risiko für Übergewicht sowie Diabetes- und Herzkreislauf-Erkrankungen sein.

Empfehlungen für werdende Mütter

Zunächst einmal, an den Vorsorgeuntersuchungen teilzunehmen und bei einem positiven Befund die Tatsache erst mal „sacken zu lassen“. Mein Anliegen als Ernährungsberaterin ist es, praktische Tipps zu geben, wie die Frauen machbare Änderungen im Alltag erfolgreich umsetzen können. Deshalb habe ich auch Rezeptideen in die Broschüre aufgenommen und gebe Tipps für den Fall, dass die Ernährungsleitlinien sich nicht alle 1:1 umsetzen lassen. Ich möchte die Frauen darin bestärken, sich auf ihr Kind zu freuen. Bis zu 80 Prozent der Frauen mit Schwanger­schaftsdiabetes bekommen den Zucker durch eine Änderung des Lebensstils gut in den Griff. Nur 20 bis 30 Prozent von ihnen benötigen eine Insulintherapie. Aber auch damit ist die Komplikationsrate nicht höher als bei Frauen ohne Schwangerschaftsdiabetes.   Claudia Miersch


Zum Download:

Fotos: shutterstock/DDH-M